Costa-Luminosa-Schiff

Woche 7

Freitag 17.2.17, Auf See, 9 Grad C.

Nachdem wir die Uhren heute Nacht um 03 Uhr erneut um 1 Std zurückgedreht haben, besteht jetzt zwischen der Zeit hier auf der CL und der aktuellen Zeit zu euch Mitteleuropäern ein Unterschied von -6 Std. Das muss man sich mal vorstellen: Wenn ich z.B. am Morgen um Viertel nach 7 zum Zmorge gehe, dann seid ihr vermutlich mit dem Zmittag grad fertig und wischt euch den Mund ab, oder ähnlich. Hallo, was man in 6 Std. so alles anstellen kann oder könnte!?


Wenn ich jetzt von meinem Balkon auf die weite See hinaus blicke, dann stelle ich fest, dass da draussen nichts los ist, also ziemliche Flaute herrscht. Kein Wind, das Meer ist brettflach, keine Wellen, oder wenn schon dann nur „Wellchen“, welche die Oberfläche kräuseln. Meine Hütte ist auch ganz ruhig, kein Schlingern und kein Stampfen. Nichts. Die CL rauscht pfeilgerade Richtung Osterinsel. Ohne grosses Aufheben zu veranstalten. So lass ich’s gut sein.

Vor 30 Min. habe ich einen VIP-Ausflug auf der Osterinsel gebucht. Kostet zwar ein halbes Vermögen, aber das mache ich mir selber zum Geburtstags-Geschenk für den 20. Febr. Klar, werde euch dann ausführlich davon berichten.

Noch kurz was zu meinem aktuellen Gesundheitszustand: Generell kann ich festhalten, dass der im Moment gut bis sehr gut ist. Aber: Die Hormonspritze (Antitestosteron, d.h. eigentlich der Reziprokwert von Testosteron oder mathematisch ausgedrückt, Testosteron-1) die sie mir im Spital Winterthur am 30.12.16 als Depot angelegt haben, damit ev. restliche Krebszellen nicht weiter wachsen können, wirkt immer noch. Und wie! Zu jeder Unzeit, speziell während oder nach dem Essen, habe ich ganz üble Schweissausbrüche, bin im Nu pflotschnass und fühle mich dann wie ein begossener Pudel. Nicht gerade erheiternd, aber auszuhalten.


Sei’s drum. Doch lasst uns nun weiter machen mit der Exkursion auf die Osterinsel.

Rapa Nui (Fortsetzung)


„Die See scheint wie von Fischen befreit, konnten wir doch nicht einen einzigen fangen, und es waren auch nur sehr wenige, welche wir bei den Eingeborenen entdeckten.“
(James Cook: Logbücher der Reisen 1768–1779)

Die Osterinsel ist ein vulkanischer Gipfel, der dem Sala-y-Gómez-Rücken aufsitzt, einem 2500 km langen, submarinen Höhenzug im Südostpazifik. Sie ist, neben der Insel Sala y Gómez, der einzige Berg dieser unter dem Ozean liegenden, aus zahlreichen Vulkanen bestehenden Kette, der über die Meeresoberfläche hinausragt.
Das für viele pazifische Inseln charakteristische Korallenriff fehlt, die Küste fällt steil bis zu einer Meerestiefe von 3000 Metern ab. Der Küstensaum ist steinig und zerklüftet, kleine Sandstrände sind nur an wenigen Stellen zu finden, beispielsweise in der Anakena-Bucht an der Nordküste. An der Südwestspitze sowie im Osten, an der Halbinsel Poike, ragen steile, bis zu 300 m hohe Kliffs empor.


Die Osterinsel hat etwa die Form eines rechtwinkligen Dreiecks mit einer maximalen Länge von 24 km, einer maximalen Breite von 13 km und einer Fläche von 162,5 km². Die Landschaft ist durch ihren vulkanischen Ursprung geprägt und besteht im Wesentlichen aus den drei Vulkanen Rano Kao im Südwesten, dem Poike mit seinem Hauptgipfel Maunga Puakatiki im Osten und Maunga Terevaka im Norden sowie deren über siebzig, teils bis zur Unkenntlichkeit erodierten Nebenkratern. Der Maunga Terevaka ist mit 507,41 Metern die höchste Erhebung der Osterinsel. Die Vulkane sind längst erloschen, es sind keine Aktivitäten in jüngerer Zeit beobachtet worden, noch sind solche in den Sagen und Mythen überliefert.

Im Südwesten sind der Osterinsel die kleinen, unbewohnten Nebeninseln Motu Nui (3,9 ha), Motu Iti (1,6 ha) und Motu Kau Kau (0,1 ha) vorgelagert, im Westen Motu Ko Hepoko (0,1 ha) und Motu Tautara (0,1 ha), und vor der Halbinsel Poike Motu Marotiri (0,2 ha).


Unten noch eine schöne Nachtaufnahme vom Containerterminal in Valparaiso:
Im Hintergrund die beleuchtete Stadt und vorne der nicht endend wollende Betrieb mit den Containern. Diese Aufnahme entstand so um ca. 02 Uhr am Morgen, weil da immer noch so ein Lärm herrschte und an Schlaf nicht zu denken war.
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Samstag 18.2.17, Auf See, 22 Grad C.

Heute Nacht hat es wieder einmal ganz ordentlich gestürmt. Ab Nachmittag legte der Wind rasch zu und später, als die meisten schon im Bett lagen, da war hier aber die Kacke voll am Dampfen. Die CL hat es hin und her geworfen wie ein Spielball auf dem Wasser. Obwohl ich mit der Schaukelei bis dato ganz gut zurecht gekommen bin und auch tiptop geschlafen habe, bin ich so gegen 02 Uhr aufgeschreckt, weil es einen Riesenbums gegeben hat. Erklärung: Wenn der Bug des Schiffes bei einer grossen Welle direkt von vorne hoch aus dem Wasser springt und dann wieder zurück gegen das Wasser knallt, ja dann hört sich das schon beängstigend an. Da war ich überzeugt, dass meine Hütte auseinander fliegt. Aber sie hat gehalten, wie ihr unschwer feststellen könnt.

Man muss sich einmal vor Augen halten, was für Riesenkräfte da am Werk sind: Ein Schiff von der Grösse der CL, 300 m lang, 92’000 Tonnen Stahl und Eisen, Holz und Marmor, einfach so ein bisschen herum schütteln. Als ob der griechische Titanen-Gott Kronos nichts anderes zu tun hätte!

Rapa Nui (Fortsetzung)


Die Osterinselkultur verfügt als einzige im Pazifik über eine eigene Schrift, die Rongorongo-Schrift. Es ist eine mit Lautzeichen durchsetzte Bilderschrift. Geschrieben wird in Zeilen in einer Variante des Bustrophedon: Jede Zeile steht gegenüber der vorhergehenden auf dem Kopf und ist gegenläufig geschrieben. Es wird von links nach rechts gelesen und am Ende der Zeile wird die Tafel um 180 Grad gedreht. Der Beginn ist links unten. Die durchschnittlich einen Zentimeter hohen Schriftzeichen zeigen grafische Symbole, Vogelmänner, Menschen, Tiere, Körperteile, astronomische Symbole und Geräte des täglichen Gebrauchs (Boot, Haus, Speer, Steinbeil, Paddel). Die Bilderschrift setzt sich jedoch nicht aus Piktogrammen, die unmittelbar reale Objekte abbilden, zusammen. Thomas Barthel, der wohl profundeste Kenner der Osterinsel-Schrift, hält sie lediglich für eine Gedächtnisstütze, d.h. es sind Kernbegriffe abgebildet, um die herum Wörter und Sätze aus dem Gedächtnis zu ergänzen sind.

Der Archäologe Kenneth P. Emory vom Bishop Museum in Hawaii vertritt eine völlig andere Auffassung. Aus der Tatsache, dass die wenigen erhaltenen Rongorongo-Tafeln nachweislich zwischen 1722 und 1868 aufgefunden wurden, zieht er den Schluss, bei der Schrift handele es sich lediglich um eine Nachahmung europäischer Schriftzeugnisse.

Die vollständige Entzifferung der Osterinsel-Schrift galt lange als ungelöstes Problem, insbesondere, da die Schriftkultur im Südseeraum keine Parallelen hat. Erst der systematische Vergleich mit Kalenderwissen und die Einbeziehung mündlicher Überlieferungen brachten erste Ansätze zur inhaltlichen Deutung. Bereits Thomas Barthel vermutete zumindest in Teilen in einer Schrifttafel, genannt Tablet Mamari (heute im Archiv der Congregazione dei SS Cuori in Grottaferrata bei Rom), einen Mondkalender, da die Zeilen 6 bis 9 der Vorderseite auffallend viele astronomische Zeichen und Mondsymbole zeigen. Diese Ansicht wurde inzwischen bestätigt.

Weltweit sind nur 25 als authentisch geltende Schriftzeugnisse auf Holztafeln, den Rongorongo-Tafeln, aber auch auf anderen Kultgegenständen (Rei-Miro in London, Vogelmann in New York und Zeremonialstab in Santiago de Chile) bekannt. Die erhaltenen Rongorongo-Tafeln sind überwiegend aus Toromiro-Holz geschnitzt. Die Schriftzeichen wurden vermutlich mit Obsidiansplittern oder Haifischzähnen eingraviert, Kenneth P. Emory behauptet, mit eisernen Werkzeugen europäischen Ursprunges. Die Schrifttafeln sind heute über Museen und Sammlungen der ganzen Welt verstreut.

Die Deutungsversuche sind zahllos, insbesondere seit sich Laienforscher daran versuchen. Die seriösen Erklärungen für die aufgezeichneten Texte reichen von Genealogien bis zu rituellen Gesängen. Bislang ist es jedoch immer noch nicht gelungen, die Texte Zeile für Zeile zu übersetzen.

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Sonntag 19.2.17, Auf See, 23 Grad C.

Damit WIR, also ihr und ich, die virtuelle Reise auf die Osterinsel jetzt abschliessen können, braucht es als Höhepunkt noch eine ganz wichtige Information: Wie verhält sich das mit den weltbekannten Steinfiguren der Osterinsel?

Der heutige Text ist ein bisschen länger ausgefallen als die vorhergehenden über die Osterinsel, ist meines Erachtens aber für das Verständnis und die Zusammenhänge der Moai (s.u.) vonnöten. Da müssen wir jetzt einfach durch und wir wollen ja keine halben Sachen machen, gell. Für solche, die das nicht interessiert, dann diesen Eintrag einfach schnell vergessen und auf meinen Live-Bericht von morgen warten. Für alle anderen: Viel Vergnügen beim Lesen.

Am Montag 20. Febr. wird mich meine gebuchte Exkursion während 5-6 Std. per Jeep (es gibt auf der ganzen Insel keine befestigten Strassen!) über die Insel führen. Ein einheimischer, erfahrener Guide sitzt am Steuer und liefert auch die Erklärungen in Englisch. Da ich nun die Geschichte über die Osterinsel rein theoretisch bereits verinnerlicht habe, bin ich gespannt wie ein Flitzebogen auf die Informationen aus erster Hand!

Rapa Nui (Schluss)


Moai (Einzahl: Moai, eigentlich rapanui Moai Maea ‚steinerne Figur‘) werden die kolossalen Steinstatuen der Osterinsel genannt. Sie sind Bestandteil größerer Zeremonialanlagen, wie sie ähnlich auch aus anderen Bereichen der polynesischen Kultur bekannt sind. Das genaue Alter der Figuren ist umstritten, mittlerweile gilt jedoch als gesichert, dass sie keinesfalls älter als 1500 Jahre sind.

Die Moai stehen nicht isoliert, sondern sind Teil einer Zeremonialanlage, wie sie ähnlich auch aus anderen Bereichen des Südpazifiks – zum Beispiel Marquesas, Neuseeland, Tuamotu-Archipel, Bora Bora, Tahiti, Pitcairn u. a. – als Marae bekannt ist. Dennoch sind die Anlagen der Osterinsel insofern einzigartig, als sie an Größe alle anderen Bauwerke der Südsee weit übertreffen. Die typische Zeremonialanlage der Osterinsel in klassischer Zeit lag in der Regel zwischen einem Dorf und der Küste. Man geht heute davon aus, dass jedes Dorf, das jeweils von einer Sippe oder Großfamilie bewohnt wurde, eine eigene Anlage errichtet hatte. Sie bestand aus einem geebneten Platz und einer ansteigenden, mit Rollkieseln (poro) gepflasterten Rampe, die zu einer rechteckigen Plattform (Ahu) führte, die in megalithischer Steinsetzung so sorgfältig ausgearbeitet war, dass bei Anlagen der Kulturblüte (zum Beispiel beim Ahu Tahira in Vinapu) auch heute noch keine Messerklinge zwischen die Steine passt. Das veranlasste Thor Heyerdahl zu seinem Vergleich mit den Inka-Mauern in Peru. Die riesigen Steinskulpturen waren auf der Plattform mit Blick auf die davor liegende Ansiedlung – d. h. bis auf wenige Ausnahmen mit dem Rücken zum Meer – aufgestellt. Die Figuren waren auf flachen, zylindrischen, in den Ahu eingelassenen Fundamentsteinen aufgerichtet und lediglich mit kleinen Steinchen verkeilt. Mörtel war auf der Osterinsel unbekannt.


Trotz umfangreicher Forschungen sind der eigentliche Zweck der Statuen und die genaue Zeit ihrer Errichtung immer noch umstritten. Man geht heute davon aus, dass die Moai berühmte Häuptlinge (ariki) oder allseits verehrte Ahnen darstellen, die als Bindeglied zwischen diesseitiger und jenseitiger Welt fungierten. Auf Hawaii gibt es das ähnlich klingende Wort ʻī, das auf besonders hochstehende Personen an der Spitze der sozialen und religiösen Pyramide der hawaiischen Gesellschaft angewendet wird. Die Büsten stellen konkrete Personen aus den Häuptlingsgenealogien dar, die einstmals namentlich benannt werden konnten. Aus Berichten früher Besucher der Osterinsel und der Tatsache, dass in einigen Ahu Grabkammern gefunden wurden, ist auf einen mit den Anlagen verbundenen Totenkult zu schließen. In der klassischen Zeit der Osterinsel-Kultur wurde der Verstorbene in Matten aus Tapa oder Totora-Schilf gewickelt und dem Zerfall ausgesetzt. In der Regel geschah das auf dem geebneten Platz vor der Zeremonialanlage der Sippe. War nur noch das Skelett übrig, setzte man die Knochen in einer ausgesparten Kammer des Ahu bei. Diese Form der Bestattung wurde aber vermutlich nur privilegierten Personen zuteil. Die Grabanlagen wurden von den aufgestellten Steinfiguren „bewacht“.

Das Aussehen der ausschließlich männlichen Statuen ist auf den ersten Blick gleichförmig. Der übergroße Kopf, ein Drittel der gesamten Figur, ist fein ausgestaltet. Unter tief liegenden Augenhöhlen beherrscht eine große, sorgfältig ausgebildete Nase das Gesicht. Ein breites, vorgeschobenes Kinn ergänzt den verschlossenen Gesamteindruck. Bemerkenswert sind die Ohren mit ihren lang gezogenen Ohrläppchen. Vereinzelt ist auch der Ohrpflock abgebildet. Die Figuren enden unmittelbar unter dem Bauchnabel, bei einigen Statuen ist der maro, der den Penis bedeckende Lendenschurz, angedeutet. Der Unterkörper ist nicht ausgeformt. Bei genauem Hinsehen erkennt man die wechselnde Haltung der gewissenhaft gemeißelten, den Unterbauch bedeckenden Hände mit unnatürlich verlängerten Fingern. Die Figuren unterscheiden sich auch durch den individuell geformten Lendenschurz-Knoten (nach abweichender Deutung eine Tätowierung) am unteren Rücken. Diese Feinheiten sind jedoch nicht bei allen Figuren erhalten geblieben.


Es gibt Hinweise, dass einige der graubraunen Statuen ursprünglich mit einem Pukao, einem zylinderförmigen Kopfaufsatz aus roter Gesteinsschlacke, versehen waren. Im National Maritime Museum in Greenwich befindet sich ein 1775/76 entstandenes Gemälde von William Hodges, einem Teilnehmer der Cook-Expedition, auf dem aufrecht stehende und mit einem Pukao bedeckte Moai abgebildet sind. Wahrscheinlich stellen die Aufsätze eine (zeremonielle?) Kopfbedeckung oder einen Haarknoten dar. Zwischen 55 und 75 Statuen waren einst mit einem Pukao versehen. Das ist, selbst wenn man die unvollendeten Moai am Rano Raraku unberücksichtigt lässt, ein deutliches Missverhältnis zur Gesamtzahl der Statuen. Eine statistische Analyse belegt, dass Pukao überwiegend bei kleineren (unbedeutenderen) Zeremonialplattformen fehlen. Es ist daher anzunehmen, dass nur Moai mit einer besonderen Bedeutung ein Pukao aufgesetzt wurde. Das Gestein der Pukao stammt nicht aus dem Rano Raraku, sondern vom Puna Pau im Südwesten der Insel, einem Nebenkrater des Rano Kao. Die zylindrisch geformten Kopfaufsätze ließen sich wahrscheinlich unschwer zu ihrem Bestimmungsort rollen.

1978 fand man bei Ausgrabungen am Ahu Naunau in Anakena ein aus weissem Korallenkalk geformtes Auge mit einer Iris aus roter Gesteinsschlacke, das ursprünglich in die Augenhöhle einer Figur eingesetzt war. Das Fundstück wird heute im Museum von Hangaroa aufbewahrt. Aus diesem Fundstück und aus der Bearbeitung der Augenhöhlen mit einer „Auflagefläche“ am unteren Lid kann man schließen, dass nur Moai der Zeremonialplattformen Augen hatten, die offenbar erst nach dem Aufrichten hinzugefügt wurden, um sie „sehend“ zu machen. Die Augenhöhlen der Statuen am Rano Raraku sind schlichter geformt, sodass man vermutet, dass diese Figuren (noch) nicht fertiggestellt waren.

Hinweisen zufolge waren einige der Statuen möglicherweise farbig bemalt. Alfred Métraux fand an geschützter Stelle einer Figur am Ahu Vinapu Spuren von roter und schwarzer Farbe. Auch das im Britischen Museum stehende Exemplar weist geringe Farbspuren in weiß und rot auf.

Trotz scheinbar gleichförmigen Aussehens war jede Figur individualisiert. Wilhelm Geiseler berichtet, dass ein Dorfhäuptling jeden einzelnen Moai mit seinem Namen benennen konnte, sogar die unvollendeten Statuen am Rano-Raraku.

Einige wenige Moai sind zusätzlich verziert, zum Beispiel ist bei einer unvollendeten Statue an Rano Raraku eine Schiffsdarstellung eingraviert. Einzigartig ist der Moai mit dem Namen Hoa Hakananai'a (Rapa Nui für „gestohlener Freund“ oder „versteckter Freund“). Die Figur wurde in einem Haus der Kultstätte Orongo am Kraterrand des Rano Kao gefunden und steht heute im Britischen Museum in London. Das Aussehen der nur 2,40 m großen Skulptur aus Basalt entspricht dem üblichen Typus, die Rückseite ist jedoch mit Darstellungen von Vogelmännern, Tanzpaddeln (Ao und Rapa) und Vulven bedeckt. Die Ethnologin Heide-Margaret Esen-Baur hält sie für das Hauptheiligtum des Vogelmannkultes auf der Osterinsel. Thor Heyerdahl vertrat die Auffassung, dass die Figur als Prototyp aller Statuen der klassischen Periode gedient habe.

(Alle Texte über die Osterinsel: Copyright by Wikipedia)
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Montag 20.02.17, Osterinsel, 25 Grad C.

Heute feiere ich meinen 70. Geburtstag; ganz weit weg von Zuhause und ganz weit weg von meinem Schatz und all meinen Verwandten, Bekannten und Freunden. Ein Gefühl, das sich schwer in Worte fassen lässt, weil noch nie erlebt. Zwar war ich an meinem 65. Geburtstag in Südafrika aber Lena war damals auch mit dabei. Einerseits bin ich mitten in der Reise meines Lebens, andererseits jedoch an diesem Feiertag doch schon fast ein wenig verloren. (Heimweh!?). Klar habe ich hier auch einige interessante Menschen kennen gelernt, die mit mir feiern werden, aber das ist nicht dasselbe. Gratulieren lassen und anstossen kann ich auch hier, aber irgendwie fehlen mir doch die vertrauten Gesichter.

Lena hat mich vor 10 Tagen per WhatsApp gefragt, ob diese Reise denn auch meinen Erwartungen entspreche. Ich habe erwidert, dass sich eine Antwort darauf nicht einfach so in einem Satz erledigen lässt. Ich muss da ein bisschen weiter ausholen in positive und negative Aspekte.

Positiv
: Das Essen ist fantastisch, egal wo und was man isst, das schleckt keine Geiss weg.
Die meisten Landschaften, die ich gesehen habe sind von überwältigender Schönheit, besonders diejenigen in Patagonien. Die grossen Städte sind wie überall auf der Welt: Überfüllt, dreckig, lärmig, aber manchmal von entrücktem Charme.
Das Personal hier auf der CL ist ohne Ausnahme (!) gut ausgebildet und sehr, sehr nett und hilfsbereit. Alle sprechen neben ihrer Heimatsprache selbstverständlich Englisch und Italienisch/Französisch. Mein philippinisches Zimmermädchen, Jenelyn, ist eine liebenswerte, freundliche und hübsche Frau von ca. 35 Jahren, liest mir jeden (..) Wunsch von den Augen ab, und wenn man bedenkt, dass ihr Vertrag hier auf der CL 9 Monate dauert und sie in dieser Zeit ihre 2 Kinder in Manila nicht sehen kann, dann ist das eine Leistung die mir ganz viel Respekt abverlangt.
Tisch 84, unser Tisch beim Abendessen im riesigen Speisesaal, ist mit grosser Wahrscheinlichkeit bald der letzte Tisch, an welchem noch keine Personen gewechselt haben. Es sieht ganz so aus, als dass wir sechs, 4 Deutsche und 2 Schweizer, irgendwie einfach ganz „normale“ Bürger sind, mit Anstand, Respekt, Humor und Manieren. Da habe ich schon Dinge gehört, die lassen einem die Haare zu Berge stehen, in welcher Hinsicht könnt ihr euch ja sicher gut vorstellen.
Die Shows hier auf der CL die jeden Abend geboten werden, – sie dauern immer von 20:45 bis 21:30 Uhr jeden Abend und ich habe schon einige davon besucht– sind ganz grosse Klasse, das muss einmal festgehalten werden! Famose Künstler mit famosen Stimmen, famosen Outfits und einer famosen Choreografie und professioneller Technik vermitteln dir ein Bild wie aus Las Vegas. Ich bin nicht weiter erstaunt, dass das Grande Theatro mit 1000 Sitzplätzen jeden Abend voll gefüllt ist. Und die Zuschauer sind begeistert, wie ich auch.

Negativ
: Ich war die ersten 3 Wochen auf der CL praktisch immer krank, Eine Erkältung mit hohem Fieber, Durchfall und erneutem Durchfall wegen einer (Einer ?) verddorbenen Muschel haben mich fast verzweifeln lassen (.. ich wott hei!). Dafür kann aber COSTA oder die CL nichts.
Es gab, besonders zu Beginn meiner Reise, etliche sehr langweilige Phasen, in denen ich wirklich nicht wusste, was ich tun und machen sollte. (Das hat sich in der Zwischenzeit aber erledigt).
Dann ist der ganze Internet Zugriff hier auf der CL eine reine Katastrophe: Langsam, viele Unterbrüche, Null Bandbreite. Um ein ganz normales Email von ca. 150 kB zu verschicken, braucht das manchmal über eine halbe Stunde. Es ist zum Verzweifeln.
Das TV Programm Angebot ist ebenfalls sehr dürftig. Nicht dass ich stundenlang vor der Glotze hocken möchte mit einem Angebot von zig Sendern, nein, das brauche ich nicht. Sind wir auf dem Meer, werden tagelang aufgezeichnete Sendungen von vor über 4 Wochen gezeigt, also z.B. das Weihnachtsprogramm von 2016. Ist doch Quatsch und will ja niemand.

Fazit
: Die positiven Eindrücke überwiegen, das ist mal die Hauptsache. Aber noch bleiben etwa 8 Wochen, um den Gesamteindruck auf die eine oder andere Seite rollen zu lassen.
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Montag 20.02.17, Osterinsel, 26 Grad C.

Heute geht’s also hinaus auf das exotische Eiland. Zmorge ist um Punkt 7 Uhr, danach umziehen, kurze Hose und leichte Oberbekleidung ist angesagt, weil es heute Nachmittag gegen 29º C. heiss werden soll, bei 85% rel. Feuchte. Also voll tropisch. Das Wetter kann nicht besser sein, der Himmel ist wolkenlos und die Sonne brennt jetzt schon vom Himmel, dass es eine Freude ist.

Da sich auf der ganzen Insel kein befestigter Hafen anbietet, wird der Transfer per Tenderboot stattfinden müssen. Und das scheint heute etwas problematisch zu werden, weil die Wellen in Ufernähe doch zeitweise eine Höhe von gegen 2m erreichen können. Um 09:45h ist das Beiboot gefüllt mit fast 100 (Fassungsvermögen total = 150) Personen und wir machen uns auf Richtung Hanga Roa Village. Hanga Roa ist die einzige Ortschaft der im südöstlichen Pazifik gelegenen, zu dem südamerikanischen Anden-Staat Chile gehörenden Osterinsel. Der Ort liegt an der südlichen Westküste des Eilandes, 3526 Kilometer von der chilenischen Küste entfernt und zwischen den erloschenen Vulkanen Rano Kao und Rano Raraku. Der Ort ist die Hauptstadt der Provinz Osterinsel. Hanga Roa zählt aktuell etwa 6000 Einwohner.

Die Mole, bei der wir anlegen, ist recht hoch und es braucht einige Helfer, um das Tender-Boot ohne Sturz ins Wasser zu verlassen. Aber dann kann ich doch gänzlich unbeschadet meinen Fuss zum ersten Mal auf das unbekannte Eiland setzen. Hier ist aber viel los, etwa 20 kleinere und grössere Busse und andere Vehikel warten hier, um die landenden CL Passagiere aufzunehmen. Unser Fahrzeug, das als Jeep angepriesen wurde entpuppt sich im Nachhinein als fernöstlicher Kleinbus, in welchem nun 12 Passagiere Platz nehmen. Es ist stickig heiss da drin und im Nu werden alle möglichen Fenster aufgeschoben um Luft hinein zu lassen. Der Driver scheint ein Abkömmling der Maori’s zu sein, er ist freundlich, versteht aber kein Wort Englisch, schwatzt aber dauernd allen Rauchern eine Zigarette ab. Wir haben eine vielsprachige Führerin, eine Ortsansässige Italienerin mit ausgezeichneten Englischkenntnissen. Und so ist das für mich kein Problem, ihren Ausführungen zu folgen.

Wir fahren auf einer asphaltierten – man höre und staune – Strasse aus dem Ort hinaus, am kleinen Flugplatz vorbei, Richtung Nordosten. Die erste Etappe ist die sogenannte Moai-Fabrik, also der Bereich, in welchem die riesigen Steinfiguren vor x Jahrhunderten durch die Eingeborenen aus einem Stück gefertigt wurden. Bei der Fahrt fällt sofort auf, wie grün und fruchtbar es hier überall ist. Ich kann mir lebhaft vorstellen, dass man hier nur auf den Boden zu spucken braucht, uns schon wächst was. Die Wiesen sind trotz der sengenden Sonne voll grün und dazwischen lugen immer wieder lava-schwarze Steine aus dem Boden. Wir sehen auch Pferde und Kühe und bei den kleinen eingeschossigen Häusern rennen ab und zu Hühner herum. Nach etwa 50 Minuten holperiger Fahrt – der Asphalt hat längstens einer Naturstrasse Platz gemacht - erreichen wir den anvisierten Platz namens Tongariki.

Es ist schon eindrücklich, wenn man den Hang zu den Felsen hinauf schaut, wo die Figuren von den „Spezialisten“ aus dem Sandstein mittels Basalt-artigen Werkzeugen gehauen wurden. Man kannte damals kein Metall auf der Insel und das muss eine schweisstreibende Arbeit gewesen sein, um die tonnenschweren Moai’s herzustellen und sie anschliessend an ihren Bestimmungsort zu transportieren. Wie disser Transport abgelaufen ist, weiss man bis heute nicht sicher, die Fachleute haben da verschiedene Theorien. Siehe hierüber mehr auf Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Moai.

Das Gebiet, in dem wir uns aktuell befinden, gehört zum Rapa Nui Nationalpark. Es ist streng verboten, die schmalen Pfade zu verlassen und/oder die Figuren zu berühren. Es gibt  Parkwächter, welche die Einhaltung dieser Regeln überwachen, um ev. Fehlbare zu verwarnen oder gar aus dem Park zu weisen. Der Eintritt in den Park ist daher auch sehr teuer und ein Tagesbillet kostet 80 US$. Dieser Betrag ist in meinem Preis für den Ausflug aber bereits inbegriffen.

Nach einer Stunde verlassen wir diesen Teil der Insel wieder und fahren zum berühmten Zeremonienplatz Rano Raraku. Hier stehen die 15 Statuen, welche immer wieder auf Fotos und in Reiseberichten zu sehen sind. Ein fantastischer Ort, ich bin völlig hingerissen. Das muss unzweifelhaft ein Kraftort sein, ein Platz von betörender und Respekt erheischender Schönheit. Einige der Statuen wurden 1960 bei einem ultra-schweren Erdbeben (9.6 Magn.) vor Chile zerstört und der nachfolgende Tsunami stemmte drei der bis zu 12 Tonnen schweren Figuren hunderte von Metern ins flache Land hinein. Dank einer grosszügigen Spende des Japanischen Staates konnten die Figuren wiederhergestellt und an ihren ursprünglichen Ort gestellt werden.

Der letzte Ort, welcher auf unserer Exkursion eingetragen ist, nennt sich Anakena und ist die schönste Bucht auf der ganzen Insel. Hier hat es feinen Sand zum Baden, ein Restaurant und viele Palmen, welche auf einer weichen, grünen Wiese stehen. Für die vielen Touristen, die hierher kommen stehen offene Zelte im Schatten der Palmen und hier werden wir mit einem feinen Lunch verpflegt: Salat, Rindfleisch vom Grill, Reis, Gemüse und zum Abschluss ein Stück Schokoladekuchen mit Erdbeerpüree. Wunderbar gekocht das Ganze. Dazu gibt’s lauwarmen Rotwein (..) oder Bier aus dem Cooler. Der Rotwein steht sicher schon seit 1 Std. an der Sonne, hier sind die Geschmäcker eben etwas anders gelagert. Und es trinken sowieso alle nur Bier oder Mineralwasser.

Die ganze Tour dauert beinahe 6 Std. und mit dem Tenderboot sind wir schnell wieder bei der CL. Ich bin derart verschwitzt von der brütenden Sonne und der hohen Luftfeuchtigkeit, dass ich blitzschnell unter die Dusche muss. Anschliessend folgt der Znacht und dann heisst es „Ring frei für das Geburtstagsfest“.
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Montag 20.02.17, Osterinsel, 29 Grad C.

Mein siebzigster beginnt eigentlich schon am Vorabend, respektive in der Vornacht. Mein Sohn André war der erste Gratulant per WhatsApp und so ging das dann weiter und weiter und … die ganze Nacht hindurch, im Viertelstundentakt. Total 23 Gratulanten habe ich bis am Morgen gezählt, ich habe fast kein Auge zugetan, bis ich dann endlich herausgefunden habe, wie man bei WhatsApp den Düdeldidüdelton abstellt, wenn eine Message reinkommt. Aber ich kann Euch allen natürlich nicht böse sein, das muss man akzeptieren, wenn man so ein tolles Netzwerk hat!

Beim Abendessen geht dann der Klamauk weiter: Ich habe beim Maitre de Service einen Geburtstagskuchen bestellt und nachdem wir alle Gänge, ausser dem Dessert, durch haben, kommen 4 Stewards mit dem Kuchen und brennenden Kerzen und singen ein lautstarkes „Happy birthday“ und alle Gäste rund um unseren Tisch singen fröhlich mit. Klar muss ich natürlich die Kerzen ausblasen, es waren zum Glück nur 7 und nicht 70, was ich natürlich mit links schaffe. Da wir den Kuchen nicht völlig aufessen, trage ich das gute Stück bis hinunter in die Grand Bar, in welcher ich in einer Ecke einen Tisch für 8 Personen reserviert habe. Acht darum, weil zu uns 6 von Tisch 84 noch ein weiteres Paar zu uns stossen wird, das ich in der Zwischenzeit kennen gelernt habe. B. und C. die ich ebenfalls eingeladen hatte, haben am Morgen wieder abgesagt, weil sie die Nacht in einem Hotel auf der Insel verbringen werden, damit sie am nächsten Tag früh zu einer Bike-Tour aufbrechen können. Aber ein schönes Geschenk haben Sie mir mitgebracht: 1 Pulle Sekt und 1 Gratis-Stunde Reiki-Massage, da B. Reiki-Therapeutin ist. Ich weiss zwar nicht, was Reiki ist, hat aber was mit Massage zu tun – berührungslos.

Da ich meine Kamera unbedingt dabei haben will, gehe ich nochmals zurück in mein Zimmer. Und da wartet bereits die nächste Überraschung auf mich: Jenelyn, meine Cabin Stewardess hat auf meinem Bett mit Handtüchern eine 3-stöckige Torte drapiert und mit Glassteinchen verziert. Siehe beiliegendes Foto. Ich bin sehr gerührt, weil ich mit Jenelyn schon etliche Male etwas geplaudert und ich Sie und ihre Geschichte ein bisschen kennen gelernt habe. Weiter liegt auf meinem Bett eine persönliche Grussbotschaft vom ehrenwerten Herr Kapitän Pietro Sinisi. Mit dem Hinweis, dass ich auf alle Champagner die auf der Liste der Getränke stehen, heute 20 Prozent Rabatt habe. Ist das nicht toll?! Dieses Angebot werde ich natürlich voll ausnützen, da ich meine Gäste eh zu Chlöpfmost eingeladen habe.

Und es geht weiter, Schlag auf Schlag. Kaum haben alle meine Gäste am reservierten Tisch Platz genommen, macht die Live-Band einen Break und ich werde auf die Tanzfläche gerufen, wo ich mit einer veritablen Schönheit – Brasilianerin, tiefschwarze Haare und ebensolche Augen, lange, wohlgeformte Beine – und ihres Zeichens Landesmeisterin im Tangotanzen, bekannt gemacht werde. Nach dem die Band das obligatorische „Happy birthday“ intoniert hat, darf ich mit der Schönheit neben mir einen Wiener Walzer absolvieren, ganz alleine auf der Tanzfläche!! Puh, bin ich froh, dass das Stück kein Tango ist, da hätte ich mich aber böse blamiert. Einen Walzer, das geht gerade noch so, aber Tango ….

Das Ganze hat natürlich die R. aus Köln eingefädelt, wie auch einige lustige Spiele, mit denen ich konfrontiert werde, fast den ganzen Abend durch. Diese Frau – obwohl schon fast sechzig (?), ist ein Vulkan, in allem was sie tut (..), ist lustig, nett und immer positiv aufgestellt. Ihr Mann, der D., ist das perfekte Gegenstück, humorvoll und intelligent und gerade zu diesen zwei habe ich ein ganz herzliches Verhältnis aufgebaut.


Es geht schon gegen 23 Uhr, der Champagner fliesst zwar nicht in Strömen aber doch reichlich, kommt das ganze vierköpfige Animationsteam des heutigen Abends an unseren Tisch und bringt eine grosse Platte mit feinen Häppchen, gestiftet vom Restaurant und gratuliert mir natürlich auch. Auch diese jungen Leute bekommen ihr Glas Champagner und die fröhliche Runde wird noch fröhlicher. So gegen 24 Uhr wird das Fest aufgelöst und ich bin völlig aufgebrezelt ins Bett gefallen. Am Morgen danach finde ich meine Kleider, ganz verstreut in meiner Bude herum liegen, ich bin doch sonst ein ordentlicher Typ, aber wie das passieren konnte weiss ich nicht mehr. Filmriss. Etwa zu viel Aluhol ???

Ich möchte mich, auf diesem Weg, bei Euch allen meinen vielen entfernten Gratulanten nochmals herzlich für eure guten Wünsche von ganzem Herzen bedanken. Ich weiss, nicht heute erst, wie gut ich bei Euch aufgehoben bin. Die Reise geht nun weiter, sowohl im Leben und auf der CL.

Darum freue ich mich auf eine Fortsetzung – mit Euch und bis zum Ende meiner Worldtour!
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Dienstag 21.02.17, Osterinsel, 29 Grad C.

Nach dem rauschenden Geburtstagsfest gestern Abend, werde ich mich heute genau 3 (in Worten: DREI) äusserst wichtigen Dingen zuwenden:
- dem Alkohol-Abbau – hat Priorität 1.0
- der Pflege meines Newsletters – es gibt ganz viel zu schreiben, sowie
- dem dolce far niente.

 
Ich denke, dass dem nichts mehr hinzuzufügen ist. Ciao.
Mittwoch 22.02.17, Auf See, 21 Grad C.

Dienstagabend um Punkt 17:00 Uhr, es ist wirklich fast auf die Sekunde genau, lässt Kapitän Sinisi seine grosse Tute ertönen und dann dampfen wir, zunächst ganz langsam, aus der Reede vor der Osterinsel davon. Good bye, du Juwel unter den Inseln, du, die du mich so nachhaltig fasziniert hast. Werde ich dich jemals wiedersehen?

In der zu Ende gegangenen Nacht haben wir schon wieder an der Zeit gedreht: Minus 1 Stunde Rückwärts ergibt jetzt eine Differenz von 7 Stunden von der CL zum „Kopf der Welt“. Diesen Begriff wähle ich spontan, weil die Einwohner der Osterinsel ihrem abgeschiedenen Ort augenzwinkernd den Namen „The navel oft the world“ gegeben haben.

Die Distanz von der Osterinsel zur nächsten Destination Moorea beträgt genau 2323 Seemeilen, die CL benötigt dazu 4 volle Tage. Also, Courant normal: Schlafen, Essen, trinken (genügend, denn die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit sind immer noch mollig hoch), ausruhen und Tagebuch schreiben. Heute hatte ich mir eigentlich wieder Sport = Spinning verschrieben, aber mein Rücken zwickt. Vermutlich habe ich mit Joga und/oder Velofahren etwas zu stark aufgetragen. Also, nichts riskieren, es gibt noch viele weitere Tage, um zu spörtlen. Dafür werde ich um 09:45 Uhr den Vortrag des CL-Stars Lektor Carlo Scopelliti besuchen, der über „Die Zivilisationen von Ozeanien“ im Theatro Phoenix referiert. Und da Moorea sowieso im Kontext unserer Reise durch Ozeanien steht, möchte ich seine, wie immer ganz toll vorgetragenen Informationen nicht verpassen.

Da ich und meine verehrte Community den Anspruch erheben, intelligente und anspruchsvolle Texte zu schreiben resp. zu lesen, hier nun ein Auszug aus einem „Diario di bordo“ vom 18.2. Es ist eine informative Abhandlung über ein unverzichtbares Tool der Seefahrt, das bis heute Bestand hat, der Sextant. Das möchte ich Euch nicht vorenthalten:


„Der Sextant ist ein Werkzeug zur Messung der Höhenwinkel eines Himmelskörpers über dem Horizont. Technisch wird die Messung durch Ausrichten des Objekts mit dem Horizont durchgeführt. Das Datum sowie die Messwinkel werden verwendet, um der Sonne eine bestimmte Position  auf einer nautischen Karte und/oder luftfahrttechnischen Anwendung zu bestimmen, wie beispielsweise die Sichtung mittags zur Berechnung der Breite. Der Massstab eines Sextanten ist 60º, gleich 1/6 des Umfangs eines vollen Kreises; daher der Name. Dieses Gerät wurde bis 1767 verwendet, da in diesem Jahr die erste Ausgabe des nautischen Almanach veröffentlicht wurde, der berichtet, dass die Navigatoren der Zeit, das aktuelle Datum in Bezug auf den Winkel zwischen der Sonne und dem Mond zu identifizieren wussten. Der Sextant nutzt das Prinzip der Doppelreflexion: Wenn ein Lichtstrahl mit einer Doppelreflexion auf der gleichen Ebene unterzogen wird, ist der Abweichungswinkel der Winkel, der die Doppelreflexionsflächen bildet. Die Skala des Sextanten ist 60º real, doch durch die beiden Spiegel wird der Winkel zwei Mal gebildet. Sir Isaac Newton war der Entdecker des Prinzips der doppelten Reflexion im Navigationsgerät, aber diese Studien wurden nie veröffentlicht. Dann entdeckten zwei Männer unabhängig voneinander, den Sextanten um 1730. John Hadley (1682-1744), englischer Mathematiker und Thomas Godfrey (1704-1749), amerikanischer Erfinder. Der Sextant ersetzte das Astrolabium, das bis zu diesem Zeitpunkt das primäre Navigationswerkzeug war. Die Beobachtung mit einem Sextanten kollimiert zwei Punkte: Erstens, durch den Spiegel, den Himmel oder ein am Himmel platziertes Objekt, das andere, zum Ende des Spiegels, bis zum Horizont. Das Bild des Himmelskörpers verschiebt sich nach unten, so dass es aussieht, als würde es den Horizont berühren. Dann liest man den Elevationswinkel von der Skala ab, mit der Feineinstellung kann das Datum aufgezeichnet werden. Die Messung wird dann an einer  bekannten Stelle umgewandelt, mit Hilfe verschiedener mathematischer Verfahren. Die einfachste Methode ist das Objekt in der Höhe auf eine kugelförmige Linie zu ziehen. Der Schnittpunkt von zwei oder mehrerer Kreisen der Erhebung bezieht sich auf zwei oder mehr Himmelsobjekte, und bietet eine genaue Lokalisierung:“

Alles klar? War doch  gar nicht so schwierig, oder …
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Donnerstag 23.02.17, Auf See, 24ºC

Wenn es für den Moment schon nichts Weltbewegendes zu berichten gibt – es ist wirklich nichts los hier in diesen Tagen bis Moorea – dann bemühe ich wieder einmal den „Diario di bordo“, welcher immer für eine Geschichte gut ist. Unter dem Stichwort Hinweis lese ich da zum Beispiel heute folgendes:

„Nach Tradition der antiken Seefahrer, wurde an den Tagen, die sie auf dem Meer verbrachten, die Mittagszeit durch einen langen Ton der Schiffssirene von der Brücke signalisiert. Freuen Sie sich, dass diese Tradition auch in unseren Tagen während der Navigation fortgesetzt wird und danach hören Sie eine Durchsage mit Informationen zur Navigation von der Kommandobrücke“.

Und tatsächlich lässt Kapitän Sinisi jeden Mittag um genau 12 Uhr seine grosses, tiefes Horn ertönen und anschliessend werden wir in 5 Sprachen mit folgenden Angaben zur gegenwärtigen Navigation gefüttert, die da sind
- Datum und Uhrzeit
- Geografischer Standort (Seemeilen bis zum nächsten Hafen)
- Wassertiefe
- aktuelle Temperaturen Luft und Meer
- Wetterbericht für den morgigen Tag.

Über unsere nächste Destination Moorea werde ich dann später etwas den Schleier lüften. Bis dann.