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Tag 7


Tag 7: Lovina Beach – 1000dreamBungalow Hotel

Ich bin gestern relativ früh ins Bett gekrochen, nachdem ich meinen Koffer etwa zur Hälfte ausgepackt habe. Noch einmal ging mir der Besuch der Nyepi-Prozession durch den Kopf. Ein einmaliges Erlebnis, welches nur einmal im Jahr stattfindet. Und hier noch eine kurze Beschreibung dieses «Umzuges», das habe ich nämlich in meinem gestrigen Bericht ausgelassen:

Am Tag vor Nyepi werden in einer Prozession die bösen Geister durch die Stadt oder das Dorf getragen, um die Strassen und Plätze, auf denen der Umzug stattfindet zu «reinigen». Dabei werden Figuren und Statuen mitgetragen, welche in wochen- und monatelanger Arbeit geschaffen wurden. Das Material besteht aus Pappmaché, Bambus, Holz und Karton und die Figur wird von wahren Künstlern bemalt. Das ganze Gebilde, nicht selten höher als 2 Meter, wird auf einem Rahmen aus Bambus festgemacht und dann am Tag selber von gegen 20 jungen Männern zum Tempel getragen. Jede noch so kleine Kommune bis zur Grösse einer Stadt wie Denpasar hat ihren eigenen Umzug und so sind an diesem Abend ab 18 Uhr hunderte, wenn nicht tausende der Gruppen unterwegs. Zwischen den Figuren laufen Gamelan-Orchester welche den typisch balinesischen «Kling-Klang» Sound produzieren. Vorher werden den Geistern der Unterwelt (Bhuta Yaduja) grosse Opfergaben dargebracht, man legt diese auf Kreuzungen, Friedhöfen und anderen Orten aus, wo die Geister mit Vorliebe ihr Unwesen treiben. Als Opfergabe ist vor allen Dingen Fleisch von wilden Tieren und Haustieren wichtig. So lockt man die Dämonen aus ihren Verstecken und vertreibt sie dann nachts, wenn jeder auf den Beinen ist. Wobei man mit Gongs, Trommeln, Blech-büchsen und Rasseln soviel Lärm wie möglich veranstaltet. Die bei der Prozession getragenen Figuren und Fabelwesen nennt man Ogoh-Ogoh. Sie werden am Ende der Prozession in den Tempel getragen und nach einem längeren Gebet werden sie dann verbrannt als Feueropfer. Eigentlich schade, wenn man bedenkt, wieviel Arbeit da drinsteckt. Frühmorgens um 6 Uhr beginnt dann der Silent-Day, Nyepi.

Mitten in der Nacht werde ich von einem lauten Knall und Rumpeln aus dem Bett geschreckt. Ich sitze auf und sehe, wie draussen ein Höllengewitter ebenfalls sein Unwesen treibt. Es blitzt und donnert unablässig und der Regen rauscht mit Wucht auf das Holzdach meines Bungalows. Alle diese Geräusche vermengen sich zu einer irren Kakophonie ersten Ranges. Allmählich verzieht sich das Gewitter aufs Meer hinaus, aber der Regen bleibt. Den ganzen langen, ruhigen Tag an Nyepi.

Der Silent-Day – siehe bereits meine gestrige Beschreibung – ist wirklich very silent. Kein Ton, nicht ein einziges Geräusch dringt an mein Ohr. Kein Hundegebell, kein Töffligeknatter, kein Geschnatter der Enten und Gänse die ich in der Nähe gesehen habe. Der Begriff «Akustik» wird hier ad absurdum geführt. Es ist so still, dass man glaubt, das Gras wachsen zu hören. Und in der Nacht ist es so dunkel, dass du nicht die Hand vor den Augen siehst. Leider ist der Himmel durch den Regen völlig verhangen, sonst würde man – dank der fehlenden Lichtverschmutzung – bestimmt die himmlischen Leuchtfeuer (Milchstrasse u.ä.) besonders gut sehen.

Ein einmaliges Erlebnis für mich, welches so in dieser Form in Europa kaum oder gar nicht möglich wäre.
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