Costa-Luminosa-Schiff

Die Prüfung

Stand: 19.11.2016
Meine Reisevorbereitungen werden jäh durch eine Hiobsbotschaft beeinträchtigt. Und das kommt so:

  • 5.7.16 Besuch beim Hausarzt wegen andauerndem Husten, Blutentnahme mit Laboranalyse
  • 7.7.16 Diagnose des Hausarztes: Blut soweit i.O. aber der PSA (Prostata spez. Antigen) Wert ist viel zu hoch, Überweisung an den Urologen in Uster zwecks weiterer Abklärungen
  • 19.7.16 Besuch beim Urologen mit intensiver Untersuchung (Biopsie) der Prostata
  • 4.8.16 MRI im Spital Uster
  • 6.9.16 Befund (Prostatakrebs) leider positiv
  • 13.9.16 Spital Winterthur: Szintigrafie (Ganzkörperskelett Scan) zum ev. Nachweis von Metastasen in den Knochen
  • 23.9.16 Strategie-Meeting mit dem Urologen zwecks Abklärung der Krebsbehandlung, mein Entscheid: Keine Operation, dafür eine gezielte Radio-Onkologische Behandlung durch Bestrahlung (Linear Accelerator) mit energieangereicherten Photonen
  • 20.10.16 Spital Winterthur: Computertomografie zwecks genauer Ausmessung der befallenen Region(en) als Input für die "Bestrahlungsmaschine"
  • 24.10.16 Spital Winterthur: Start der Behandlung, total 43 Sitzungen bis zum 20.12.16

So, hier mal die blanken, ungeschönten Fakten. Es ist kaum zu beschreiben, was für ein surreales Gefühl einen bemächtigt, wenn man beim Arzt aus der Praxis kommt, mit der Diagnose Krebs! So quasi von Null auf Hundert. Alle anderen, aber doch nicht ich! Nein, nein, vielleicht eine Fehldiagnose? Obwohl ich zwar den Ärzten recht viel Vertrauen entgegenbringe, wirft mich das doch etwas aus der Bahn.

Wir schreiben nun den 19.11.16. Ich habe heute meine 20. Sitzung unter dem LINACC hinter mir und es geht mir weniger gut als erwartet. Ich habe seit ca. 10 Tagen Durchfall, werde andauernd von Müdigkeitsattacken befallen, habe keinen Appetit und darob bereis 3,5 kg abgenommen. Gegen den Durchfall hat mir der begleitende Arzt Immodium verschrieben, aber trotz Erhöhung der Dosis hat es noch kaum etwas Linderung verschafft. Trotz all den gutgemeinten Wünschen und Daumendrücken meiner Freunde und Bekannten merke ich, dass ich etwas dünnhäutig geworden bin. Bin ich zu wehleidig? Auf jeden Fall muss ich da jetzt durch, wenn ich das einigermassen ohne "Abrieb" durchstehe, bekomme ich auch etwas dafür: A) Mein Leben wieder und B) meine vorgesehene Weltreise. Und auf dieses Ziel arbeite ich hin, ganz intensiv!

Um den Namen dieses Eintrages "Die Prüfung" etwas genauer zu erläutern, muss ich Euch erzählen, dass ich seit dem Entschluss, diese Reise immer schon als eigentliche Prüfung verstanden habe. Für mich ist das mein Jakobsweg. Will heissen, dass ich mich auf Terrain begebe, dass für mich völlig fremd und ungewiss sein wird. Andere Umgebung, fremde Gesichter, Wege die ich nicht kenne, Stationen und Orte welche ich mir gut einprägen muss. Dass das Wort Prüfung aber einmal eine solche Bedeutung bekommt, war nicht im Voraus zu sehen!

Aber zuletzt doch noch etwas positives: Der Husten (siehe 5.7.16) ist komplett verschwunden ...

Stand: 23.12.2016
Am vergangenen Dienstag 20.12.2016 liege ich zum (vorläufig) letzten Mal unter den LINACC zur Verabreichung der finalen Dosis an Bestrahlung. Es ist ein herrlicher Gefühl! Die 3 Damen, welche mich über eine lange Zeit begleitet haben, die da sind 
Fachleute für medizinisch-technische Radiologie, verabschieden mich mit den Worten "Wir wollen Sie hier nicht mehr sehen". Ein frommer Wunsch, den ich sofort unterschreiben kann. Eine der Damen nimmt mich in den Arm und wünscht mir alles Gute. Sprachlos und mit tiefer Sympathie nehme ich dieses Gefühl von Zuneigung entgegen.

Dr. med. Binaya Kumar Shrestha, der für mich zuständige freundliche Arzt aus Tibet, teilt mir anlässlich unseres letzten Gesprächs mit, dass ich aber immer noch Beschwerden haben werde. Er meint, dass diese jedoch nach 3-4 Wochen abklingen und danach ganz verschwinden werden. Am 30.12.16 werde ich dann ein Abschlussgespräch mit Hr. Shrestha einziehen, bei welchem er mir auch eine Kopie des Abschlussberichtes übergeben wird. Damit ich diesen im Notfall dem Schiffsarzt in die Hände drücken kann.

"Vorsichtig optimistisch" - dies ist nun meine Antwort auf die Frage des verehrten Publikums, wie es mir denn so gehe.