Costa-Luminosa-Schiff

Woche 6

Freitag 10.2.17, Auf See – Transit in den chilenischen Fjorden, 8 Grad C.

Während der Nacht durchquerten wir den Kanal Trinidad und als wir das Kap Rugged (also: doch wieder ein Kap..) hinter uns gelassen hatten, erreichten wir den Pazifischen Ozean. Am frühen Morgen pflügten wir vor dem Punkt Piedras die raue See und kehrten dann durch den Ladrillero Kanal zurück in die chilenischen Fjorde. Wir werden am frühen Nachmittag erneut in den Pazifischen Ozean einfahren; mit Kurs NW passieren wir auf unserer Linken die Insel Campino. Dann geht’s weiter in Richtung Puerto Chacabuco.

Holla, was ein Höllenritt war das heute Nacht. Der Wind blies so stark, dass ich es nicht schaffte, meine Balkontüre zu öffnen. Die Wellen waren, für meinen Begriff jedenfalls, sehr, sehr hoch und der Lärm um und in der CL war infernalisch. Es knarrte, ächzte, quietschte, dröhnte und fauchte, sodass an Schlaf nicht zu denken war. Als ich dann doch, es war sicher nach drei, einschlafen konnte, hatte ich einen üblen Traum, in welchem ich ein Rencontre mit meinem Zahnarzt hatte. Auf jeden Fall kann das nichts Gescheites gewesen sein.

Gestern Abend nach der Show haben wir im Dancing noch einen gemütlichen Abend verbracht. Unser „Profi“-Tänzer-Paar aus Köln hat dann aktiv an einem Tanzwettbewerb teilgenommen und, wie könnte es auch anders sein, denselben gewonnen. Wir, also die anderen vier bildeten die Fan-Meile und unterstützten unsere Favoriten lautstark. Bravo Ihr zwei, das muss doch gefeiert werden.

Heute, am Vormittag um 10:30 Uhr besuche ich einen Joga-Kurs (!?). Ja, da mögt ihr jetzt sicher schmunzeln, der Üse an einen Joga-Kurs. R. aus Köln, welche selber ein Joga-Diplom hat und ihr gelerntes Wissen an einer Schule weiter gibt, hat mich beim Abendessen dazu überredet. Und da ich ja neugierig bin, habe ich zugesagt. Bin gespannt, mit welchen Knoten in den Gliedern ich da heraus komme.

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Donnerstag 9.2.17, Auf See – Amalia Gletscher, 11 Grad C.

Über den Amalia-Gletscher habe ich ja an anderer Stelle (gestern) schon berichtet. Hier aber noch ein paar Informationen vor Ort:

Leider war das Wetter ganz mies, als wir in den Fjord einfuhren und je weiter wir zu der Gletscherzunge vordrangen, desto schmerzlicher wurde uns bewusst, dass es leider nicht viel zu sehen resp. zu fotografieren gibt. Von der ganzen Pracht des blauen Eises, das in allen Publikationen so blumig beschrieben wird, war nur ansatzweise etwas zu erkennen. Die paar Bilder, welche ich gemacht habe, zeigen zwar etwas vom Ausmaß des Gletschers, nicht aber von seiner Faszination.

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Samstag 11.2.17, Puerto Chacabuco, 15 Grad C.

Seit gestern Nachmittag hat der ohnehin schon starke Wind noch mehr aufgefrischt und bläst zeitweilig mit über 70 km/Std. In der Nacht wird sich dieser Wert noch auf über 90 km/Std steigern. Bei solchen Windgeschwindigkeiten werden alle Aussendecks für die Passagiere geschlossen, weil es viel zu gefährlich ist, sich da aufzuhalten. Der Seegang ist, sagen wir mal, gelinde gesagt mehr als rau, und ich werde in der Nacht in meinem Bett sicher von einer Seite auf die andere „geblasen“.

Während der Nacht sind wir mit Kurs SO in den Darwin Kanal eingefahren, anschließend in den Aysen Fjord. Am frühen Morgen passieren wir Punta Weste und fahren in die Bucht von Chacabuco ein. Hier werden wir gegen 08 Uhr auf Reede gehen. Am Nachmittag werden wir die Bucht schon wieder verlassen, um nach Puerto Montt zu navigieren. Um Mitternacht werden wir dann den Golf von Corcovado überqueren.

Puerto Chacabuco ist eine kleine Hafenstadt und liegt unweit der Stadt Puerto Aisén. Der Hafen ist wichtig für die Region um die Lagune San Rafael und dient auch als Fischereihafen. Die San Rafael Lagune ist auch die Hauptattraktion, die über den Ort erreicht werden kann. Besonders ist hier der Gletscher dieser Lagune und die landschaftliche Schönheit. Hier sind Kayaktouren oder Rafting empfehlenswert. 
Ausflüge nach Puerto Aisén und die Region sind ebenfalls schön. Die vielen Fjorde, Inselchen und Vulkane verbinden sich zu einer atemberaubenden Natur.

Die Route bringt uns durch natürliche Schönheiten wie die Lagune von St.Rafael und andere natürliche Zonen der Region von Aysen. Chacabuco hat nicht einmal 2‘000 EW und liegt in einer Zone mit häufigem Regen und einem gemäßigtem Klima. Puerto Chacabuco ist strategischer Punkt der Carretera Austral und die einzige Strasse, die die Stadt mit dem Hafen Puerto Montt und dem chilenischen Süden verbindet. Nahe von hier ist die Lagune St.Rafael, eine Biosphäre, die zum Weltkulturerbe gehört.

Der Wetterbericht für den heutigen Tag ist, wie könnte es im Moment auch anders sein, ganz schlecht, siehe Fotos. Es wird wie immer stark blasen und die See ist noch kein Ententeich. Also werden S. und ich den Versuch, mit dem Tenderboot in die Stadt zu gelangen, vermutlich verwerfen.

Den angesagten Joga-Kurs habe ich gestern Morgen mit Bravour bestanden, so hat das auf jeden Fall R. kommuniziert. Es war meine erste Begegnung mit dieser Entspannungs-Methode und hat mir gut gefallen und auch gut getan.
Joga ist ein uraltes ganzheitliches Übungssystem mit Ursprung in Indien. Joga hilft Körper, Geist und Seele ins Gleichgewicht zu bringen. Joga hat eine Jahrtausende alte Tradition. Im 19. Jahrhundert wurden auch Menschen in Europa und Amerika mit Joga vertraut. Inzwischen gibt es weltweit vermutlich über 300 Millionen Menschen, die Joga praktizieren. In der Schweiz gibt es über eine Viertel Millionen Menschen, die Joga ausüben. Joga ist Sportart, Entspannungstechnik, Gesundheitssystem, Kunst und spirituelle Tradition.

Ich habe heute Nacht so gut geschlafen wie noch nie! Ist dieser erfreuliche Umstand tatsächlich dem Joga zuzuschreiben? Mir tun sämtliche Muskeln weh, nicht stark aber ich spüre, dass da etwas vor sich gegangen ist. Scheint eine praktikable Methode zu sein, um nicht übermässig Gewicht anzusetzen, und die Beweglichkeit fördert es auf jeden Fall. Ich werde da sicher wieder hingehen um meinen Tonus zu verbessern. Heute Morgen werde ich mit S. das erste Mal auf den Hometrainer sitzen (Spinning) um den sportlichen Aspekt meiner Ferien zu vertiefen.

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Sonntag 12.2.17, Puerto Montt, 13 Grad C.

07:45h: Und es regnet weiter!

Seit Ushuaia (2. Tag) haben wir schlechtes Wetter. Immer wieder regnet und stürmt es. Es scheint so, dass Chile eine einzige Badewanne mit eigenem Gebläse ist... Eigentlich hat der Wetterbericht für heute trockenes Wetter in Puerto Montt vorausgesagt, aber heute Morgen beim Aufstehen nieselt es wieder. S. und ich haben uns fest vorgenommen, diese sehenswerte Stadt mit ihrem berühmten Vulkan Osomo zu Fuss zu durchstreifen.

Puerto Montt ist eine Hafenstadt in Chiles Süden. Sie hat ca. 240‘000 EW, eine Fläche von 1673 Quadratkilometern und ist das Verwaltungszentrum der Región de los Lagos und der Provinz Llanquihe. Hier leben 17 Prozent der Bevölkerung dieser Provinz. Vor allem die Seenregion um Puerto Montt ist sehenswert. Die Stadt selbst bietet einen kunsthandwerklichen Markt und Fischspezialitäten im Hafengebiet Angelmo. Puerto Montt ist Station und Ausgangspunkt diverser Kreuzfahrten (v. a. Patagonien und Chiloé) und ist auch bei Trekking-Freunden als Ausgangspunkt für Touren beliebt. Vor Puerto Montt liegt die kleine Insel Tenglo. Nördlich der Stadt liegt der riesige Llanquihue-See, ein sehr beliebtes Ausflugsziel. Die Stadt verfügt über grossen Hafenverkehr, die ersten Bewohner exportierten Produkte aus Lärchenholz, da dieser Baum hier weit verbreitet war. Der Name der Stadt ist eine Hommage an Präsident Manuel Montt.
Westlich von Puerto Montt liegt der archäologische Fundort Monte Verde, der als eine der ältesten menschlichen Siedlungsspuren auf dem amerikanischen Kontinent gilt. Bereits vor 12.000–14.000 Jahren lebten Jäger und Sammler in der Region. Die Interpretation von 25.000–30.000 Jahre altem verkohltem Holz in der Fundstätte als ebenfalls menschlichen Ursprungs ist nicht allgemein anerkannt.

Chile hat eines der strengsten Regime betr. Einfuhr von Lebensmitteln und Pflanzen in Südamerika. Hier der Hinweis im Diario di bordo im Originaltext:
„Wir informieren Sie, dass es nicht erlaubt ist, jegliche Art von Lebensmitteln in diesen Hafen an Land zu nehmen, einschliesslich Fleisch-, Wurstwaren, Gemüse, Früchte und Käse. Ebenso artfremde Pflanzen oder lebende Spezies. In den Hafenterminals von Chile werden spezielle Kontrollen durchgeführt. Sie werden gebeten, diese Kontrollen zu respektieren, um jegliche Uneinigkeiten mit den Behörden zu vermeiden, welche mit Geldstrafen verbunden wären, und sich dementsprechend der Agrarkultur Gesetze des Landes zu verhalten.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

10:45h: Und es geschehen noch Zeichen und Wunder!

Plötzlich klart der Himmel innert einer Viertelstunde auf, der Wind wird zuerst die ganzen Wolken vertreiben und mutiert dann zur zarten Brise. Es ist jetzt gegen 20º C warm, was für eine Freude! Mit dem Tenderboot setzen wir auf das Festland über, das dauert kaum 15 Min. Dann streifen wir zu Fuss durch die sonntägliche Stadt. Es hat viel Verkehr, aber in den Ufernahen Parks sind ganze Familien mit Kindern, viele streunende Hunde, aber auch viele Bettler unterwegs. Ein Mikrokosmos der Freundlichkeit und des pulsierenden Lebens, aber auch der Armut. Wir würden gerne in ein Restaurant gehen, um ein gutes einheimisches Bier zu geniessen, aber hier ist alles geschlossen, vermutlich wegen des Sonntags. Die Plätze und Spazierwege in den Uferzonen sind in einem erbärmlichen Zustand. S. hilft mir immer wieder, Löcher und aufgeworfenen Kies zu umgehen. Taubendreck und haufenweise Hundescheisse macht den Spaziergang auch nicht gerade zum Vergnügen. Aber die Einheimischen scheint das nicht im Geringsten zu stören.
Wir treffen in einem Park auf 2 Dutzend Gauchos auf ihren Pferden. Die traditionelle Kleidung der Herren zu Pferd zeugt vom ganzen Reichtum der südamerikanischen Reiterkultur. Junge Mädchen in hübschen weissen oder farbigen Kleidern mit langen Röcken ergänzen die ganze Szenerie zu einem prächtigen Bild.

Weit draussen in der Bucht liegt die CL und etwas daneben hat sich ein weiteres Kreuzfahrtschiff einen Platz erobert. Zwischen den 2 Riesen der modernen Schifffahrt kreuzt ein Segelschiff alter Bauart – es sieht beinahe aus wie eine Dau – und übt Halsen und Wenden. Ein pittoreskes Bild.
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Montag 13.2.17, Auf See, 13 Grad C.

Nachdem wir gestern Abend bei schönstem Sonnenschein und beinahe 20º C den Hafen von Puerto Montt verlassen haben, führt uns die Reise nun Richtung Valparaiso, der heimlichen Hauptstadt von Chile. Santiago ist zwar die rechtmässige Kapitale, aber in Valparaiso (Deutsch: Paradiestal) ist der Sitz des Kongresses. Wir navigieren mit Kurs N und haben nun 817 Seemeilen vor uns. Gegen 10:30 Uhr wird auf unserer Steuerbordseite, also Rechts, die Insel Mocha zu sehen sein. Die Ankunft in Valparaíso ist auf Dienstag, 14.2.17 um 09:00 Uhr programmiert.

Valparaíso liegt an einer nach Norden offenen Bucht des Pazifischen Ozeans. Der Hafen ist einer der bedeutendsten des Landes. Der Charakter der Stadt gilt als weltberühmt und ist Inhalt zahlreicher literarischer, musikalischer und künstlerischer Interpretationen. Die Stadt gilt als kulturelle Hauptstadt Chiles. Im Juli 2003 wurde der historische Stadtkern mit seiner Architektur aus dem 19. und 20. Jahrhundert von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Doch bevor wir uns ganz der nächsten Destination zuwenden, habe ich für meine Community noch ein paar Bemerkungen zum Thema Zerstreuung auf der CL vorbereitet:

So viele unterschiedliche alte und mittelalterliche Menschen auf einem derart kleinem Raum verlangen nach Zerstreuung. Die Fixpunkte sind ja gegeben, die da sind: Morgenessen, Mittagessen, Kaffeekränzchen und Abendessen. Die unzähligen Verweilmöglichkeiten an Bord wie Bars, Restaurants, Fitnesscenter, Beautysalon sowie jede Menge gemütlicher Ecken zum Kaffeetrinken und Kartenspielen locken die Passagiere zum Zeitvertreib. Aber was machst man dazwischen? Wenn keine Exkursionen und Landgänge vorgesehen sind, wenn mehrere aufeinanderfolgende Tage auf See anstehen? Da will der Homo Ludens beschäftigt sein. Sonst wird es schnell langweilig und gibt Grund zur Unzufriedenheit.
Und genau dafür gibt es auf der CL das Casino. Neben Blackjack, Roulette, Billard, Flippern und weiss ich sonst nicht was, ist da alles vorhanden, was der moderne Mensch zum Spielen benötigt (!). Ich lege dieser Tagebuchseite ein paar Bilder bei, damit ihr euch selber ein Bild machen könnt, was hier auf dem Schiff alles angeboten wird. Achtung: Diese Fotos habe ich am frühen Nachmittag gemacht, da ist normalerweise tote Hose, aber ihr solltet mal sehen, was nach 21 Uhr hier los ist! Also, mein Ding ist das nicht; wenn ich spielen will, dann nehme ich mein iPhone aus der Tasche und spiele ein paar Runden „Jass“, das reicht mir dann wieder für eine geraume Zeit.

Gestern gab es übrigens noch eine grosse Überraschung: Um etwa ein Viertel nach drei hörten wir zuerst ein näherkommendes Brunnen und wie aus dem Nichts tauchten plötzlich 5 Propellerflugzeuge in Formation auf, um über unserer Hütte ein atemberaubendes Flugprogramm zu absolvieren. Die Leute, die das hörten stürmten zu Hauf auf das Deck 9 und 10, um dem Spektakel beizuwohnen. Hurra-Rufe und spontanes Klatschen begleiteten die immer wieder über unsere Köpfe brausenden Flugzeuge, es war schlicht sensationell. Loopings, Immelmanns, Schrauben, Turns und entgegengesetzte Vorbeiflüge brachten die Zuschauer zum Verzücken. Und das beste an der ganzen Sache machte uns Schweizer natürlich besonders stolz: Es waren 5 Flugzeuge vom Typ Pilatus Porter (P7 vermutlich). Ich wurde nicht müde, allen um uns herum zu erklären, was das für tolle Fluggeräte seien! Leider hatte ich meine Kamera im Zimmer vergessen, um das auch auf Bild festzuhaolten.
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Montag 13.2.17, Auf See, 18 Grad C.

Mein Jakobsweg

Auf meiner Homepage, welche ich ja leider hier vom Schiff aus nicht updaten kann – die Gründe habe ich euch geschildert – also, auf meiner Homepage habe ich den Begriff „Jakobsweg“ als eine Art Synonym für meine Weltreise gewählt. (Siehe "Die Prüfung")


Der reale „Jakobsweg“ ist ein Pilgerweg, welcher von einem willkürlich gewählten Startort irgendwo in Europa, zumeist in Mitteleuropa, am Zielort in Santiago de Compostela in Nordspanien endet. Diesen Weg, den man Etappenweise und praktisch immer zu Fuss bewältigt, fordert von seinen „Pilgern“ sehr viel ab, kann die Distanz doch viele hundert Kilometer über viele Wochen betragen. Karge Unterkünfte säumen den Weg, in denen man für die Nacht Unterschlupf findet und etwas zu Essen bekommt. Also: Üblicherweise ist der „Jakobsweg“ eine Prüfung, die nur mit viel Leistung, Mühsal und gesundem Durchhaltewillen bestanden werden kann.

Wieso ich das alles beschreibe? MEIN „Jakobsweg“ besteht ebenfalls aus einer Prüfung. Diese hat aber nicht erst in Kloten am 6.1.17 am Busterminal begonnen, sondern schon viel früher. Nämlich dann, als ich von meiner Krebserkrankung erfuhr. Die enorm belastende und kräftezehrende Zeit bis zum Start meiner Weltreise war für mich erst die Startetappe, obwohl ich das zuvor nicht geahnt hatte.

Die nächste Etappe hat mit der zu Ende gehenden Woche 5 begonnen! Wie denn das? Da ich mir, während der Zeit auf der CL, immer vorgenommen hatte, aktiv etwas zur Gesundung meines Körpers beizutragen, habe ich nun begonnen, mit Joga und Fitness auf dem Velo das zu realisieren, was ich als GUT und VERNÜNFTIG erachte. Joga, das ich zuvor eigentlich mehr belächelt denn ernst genommen habe, dient der Spannung-Entspannung von Körper und Geist. Ich war heute zum zweiten Mal im Joga-Kurs von R. und ich merke immer intensiver, wie gut mir das tut, es ist einfach erstaunlich. Zur Kräftigung meiner langsam erschlaffenden Beinmuskeln, ich bin wegen dem Krebs seit September vergangenen Jahres nicht mehr auf einem Velo gesessen, steige ich nun mindestens einmal pro Woche auf das Spinningvelo, um während 45-60 Minuten mit wechselnden Belastungen eine gute Grundkondition zu erreichen. Meine Kameraden vom Veloclub werden es mir danken, wenn sie während den gemeinsamen Ausfahrten nicht immer auf mich warten müssen.

Zusammenfassend muss ich gestehen, dass es mich nach den ersten Wochen hier auf der CL in denen ich immer krank war, viel Energie gekostet hat, den heutigen Stand zu erreichen. Aber: Der Anfang ist gemacht und ich werde auf die Zähne beissen, auch wenn ich mal den grossen „Anschiss“ habe.

Dienstag 14.2.17, Valparaiso, 16 Grad C.

Am frühen Morgen nehmen wir Kurs SO ein und werden im Verkehrstrennungsgebiet der Bucht von Valparaiso navigieren. Im Hafen werden wir gegen 09:00 Uhr anlegen.

Valparaiso ist der zweitgrösste Hafen Chiles, am Pazifischen Ozean gelegen, nach San Antonio. Sie ist die Hauptstadt der Provinz und Region Valparaiso. Sie hat etwa 275‘000 EW. Mit den Städten Viña del Mar, Concón, Quilpué und Villa Alemana bildet sie die grosse Metropole, die als Gran Valparaiso bekannt ist, mit mehr als 800‘000 EW. Seit 1987 ist sie Sitz des chilenischen Parlamentes und die administrative Hauptstadt des Landes. Sie ist ausserdem Bischofssitz und in der Nähe befindet sich der Schrein der Madonna von Lo Väsquez. Touristische Attraktionen sind die vielen malerisch bunten Häuser, wo sich auch das Haus von Pablo Neruda (1904-1973, 1971 Nobelpreis f. Literatur) befindet.

Um 14:30 Uhr besuchen S. und ich mit einer geführten Tour die Hauptstadt sowie Viña del Mar. Es ist der riesige Containerhafen, der uns weitverzweigte Wege mit dem Shuttlebus aufzwingt, bis wir erst mal im modernen, neugebauten Kreuzfahrt-Terminal durch die Deembarkation gehen können. Dort wartet der Reisecar „C44“, mit welchem wir 41 neugierige Kreuzfahrer (nicht Kreuzritter!) die Stadt Valparaiso mit dem angrenzenden Badeort Viña del Mar „erobern“ können. Unsere Reiseführerin, eine quirlige deutschfeste Chilenin, ich schätze sie so auf wenig über 60, erklärt uns mit markanten Worten die Sehenswürdigkeiten.

Die Stadt ist ein Sammelsurium verfallener, uralter, neuerer und topmoderner Architektur. Sie ist in der Bucht und auf 46 Hügeln angesiedelt, von denen 42 einen Namen haben, einige wenige teilen sich eine gemeinsame Bezeichnung. Vom schmalen Küstenstreifen, der nur ca. 500 m beträgt und auf welchem alles gebaut wurde, was einen waagrechten Boden benötigt, bis zum steilen Anstieg zu den Hügeln ist es also nur ein Katzensprung. Wie in vielen hügeligen Städten in Südamerika gibt es auch hier unzählige Lifte und Drahtseilbahnen, die die oberen Stadtgebiete für die Bewohner einfacher zugänglich machen. Hier funktioniert das grösste und komplexeste Bussystem, das ich je gesehen habe wie geschmiert. Es geht die Hügel hinauf und hinunter und hinauf und wieder hinunter - für einen Velofahrer ein „Paradies“.
Es gäbe so viel zu erzählen über diese wunderbare Stadt, über die Eroberung durch die Spanier, die Unabhängigkeit oder den Militärputsch, ich überlasse das deshalb gerne euch, via
https://de.wikipedia.org/wiki/Valpara%C3%ADso gibt es ausreichende Informationen.
Sonst komme ich ja heute gar nicht mehr ins Bett.

Etwa nach 2 Stunden fahren wir der Küstenstrasse entlang Richtung Norden, um den Badeort Viña del Mar zu besuchen. Er liegt in der Agglomeration Valparaiso und ist mit über 200‘000 EW die viertgrößte Stadt des Landes (Stand: 2005). Die an einer Bucht des Pazifiks gelegene Stadt gilt als mondäner Urlaubsort. Es ist ein moderner, beinahe mediterraner Ort wie z.B. Cannes, Monte Carlo oder Biarriz, nur grösser. Ich erinnere mich auch an die Skyline von Acapulco, die wir mit dem Veloclub 1997 besuchten, die sah genau gleich aus. Hohe Gebäude wie Appartements und Hotels geben sich reihenweise die Hand. Bis 2010 baute man Häuser mit bis zu 20 Stockwerken, nach dem grossen Erdbeben dürfen die Häuser nur noch 10 Stockwerke hoch sein. Das Ambiente der Stadt mit seinen Palmen und Sandstränden zieht besonders im Januar und Februar zahlreiche Besucher an. Einige Parkanlagen sorgen neben Diskotheken oder Kneipen sowie dem örtlichen Casino für Erholungsmöglichkeiten in dem von der Fremdenverkehrswerbung als „Gartenstadt“ (Ciudad Jardín) bezeichneten Ort. Besonders die hohen Hotels und Wohnhäuser auf dem Hügel bei Reñaca sind eine Kuriosität ganz besonderer Art: Als diese Häuser zwischen 2000 und 2008 gebaut wurden, haben alle Fachleute deren Einsturz bei einem schweren Erdbeben prognostiziert. Aber sie hielten Stand, allen Unkenrufen zum Trotz.

Das Erdbeben in Chile 2010 war ein schweres Erdbeben vor der Küste der Region Maule in Chile. Es ereignete sich am 27. Februar um 3:34 Uhr Ortszeit etwa 105 km nordnordöstlich der Stadt Concepción. Dem Beben folgte ein Tsunami, der weite Küstenstriche Chiles heimsuchte. Das Beben hatte eine Stärke von 8,8 Mw auf der Momenten-Magnituden-Skala und war das stärkste Erdbeben in Chile seit fast 50 Jahren und das sechststärkste Beben, das weltweit seit Beginn der seismischen Aufzeichnungen im Jahr 1900 je gemessen wurde.

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Mittwoch 15.2.17, Valparaiso, 20 Grad C.

Gegen 18 Uhr werden wir den Hafen von Valparaiso Richtung Norden verlassen und werden im Verkehrstrennungssystem bis zum Punkt Concon navigieren, wo wir dann unseren Kurs in Richtung Westen ändern und somit die Bucht von Valparaiso verlassen werden. Am Abend werden dann – für längere Zeit - keine Küsten mehr sichtbar sein und wir folgen unserem Kurs im Pazifischen Ozean.

Immer der Nase voraus Richtung Osterinsel. Diese werden wir nach 1990 Seemeilen erreicht haben!

S. und ich werden heute einen geruhsamen Tag hinter uns bringen. Zuerst die sportliche Tat in der Gym und dann das Geniessen unter der immer stärker werdenden Sonne mit einem kühlen Bier. Heute Abend vor der Abfahrt findet wiederum eine Seenotrettungsübung statt. Sie ist für alle Gäste obligatorisch und dient der Wegfindung von der Kabine zum individuellen Notfall-Sammelplatz bei den Rettungsbooten. Auch das Handling mit den Rettungswesten will geübt sein. Nun also:
Tun wir ihnen den Gefallen.

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Donnerstag 16.2.17, Auf See, 17 Grad C.

Rapa Nui


„Keine Nation wird je für die Ehre kämpfen, die Osterinsel erforscht zu haben, zumal es kaum ein anderes Eiland im Meer gibt, welches weniger Erfrischungen bietet und Annehmlichkeiten für die Schifffahrt denn dieses.“
(James Cook: Logbücher der Reisen 1768–1779)

Gestern Abend um 18 Uhr haben wir dem Hafen von Valparaiso adieu gesagt und unser Flösser, Pietro Sinisi, steuert die CL Richtung Osterinsel, welche wir in 4 Tagen erreichen sollten (so Gott will!). Da das Leben der Passagiere – und natürlich auch das meinige - während diesen 4 Tagen auf See ziemlich ruhig, wenn nicht langweilig, verlaufen wird, werde ich die Zeit nutzen, um meiner verehrten Community etwas über die Osterinsel zu berichten. Nicht alles auf einmal, ich meine eher so häppchenweise. Also dann mal los:

Die Osterinsel (spanisch Isla de Pascua, rapanui Rapa Nui) ist eine isoliert gelegene Insel im Südostpazifik, die politisch zu Chile gehört, geographisch jedoch zu Polynesien. Sie liegt südlich des südlichen Wendekreises. Der Hauptort Hanga Roa ist 3526 km von der chilenischen Küste (oder 3833 km in genauer Ostrichtung bis zur Küste) und 4251 km von Tahiti entfernt. Das nächstgelegene bewohnte Eiland ist Pitcairn im Westen, in einer Entfernung von 2078 Kilometern. 2012 lebten auf der Osterinsel 5806 Menschen. Bekannt ist die Insel vor allem wegen der monumentalen Steinskulpturen, den Moai. Seit 1995 ist die Osterinsel als Nationalpark Rapa Nui Teil des UNESCO-Welterbes.

Die weltbekannten, kolossalen Steinstatuen der Osterinsel werden Moai genannt. Pater Sebastian Englert nummerierte und katalogisierte 638 Statuen, das Archaeological Survey and Statue Projekt von 1969 bis 1976 ermittelte 887, vermutlich waren es jedoch ursprünglich über 1000. Trotz umfangreicher Forschungen sind ihr eigentlicher Zweck und die genaue Zeit ihrer Errichtung unter den Experten immer noch umstritten. Man geht heute davon aus, dass sie berühmte Häuptlinge oder allseits verehrte Ahnen darstellen, die als Bindeglied zwischen diesseitiger und jenseitiger Welt fungierten.