Costa-Luminosa-Schiff

Woche 16

Freitag, 21.04.17, Civitavecchia, 9ºC

News von der Brücke
Sonnenaufgang 05:23, Sonnenuntergang 18:59, Wetter wechselhaft 9-18ºC, See leicht bewegt. Am frühen Morgen wird die italienische Küste der Region Latium sichtbar und wir nehmen den Lotsen an Bord, der uns in den Hafen von Civitavecchia führen wird, wo wir gegen 09:00 Uhr anlegen werden.
Die Abfahrt ist für 19:00 Uhr geplant. Nachdem wir den Hafen verlassen und den Lotsen ausgeschifft haben, gehen wir auf Kurs West in Richtung Savona. Am späten Abend werden wir die Insel Giannutri auf Sgteuerbord, in einer Entfernung von 7 nautischen Meilen hinter uns lassen und auf Kurs Nord-West gehen bis Savona. Am späten Abend werden wir zwischen den Inseln Elba auf Steuerbord, 4 Seemeilen entfernt und Pianosa auf der linken Seite in 3 Meilen Entfernung, hindurch fahren.
Seit dem Anfang der Weltkreuzfahrt haben wir bereits 30‘879 Seemeilen zurückgelegt und bis zum Ende fehlen uns noch 207 Seemeilen.

Civitavecchia – Italien
Während der Herrschaft der Römer konkurrierte der Hafen Civitavecchias mit dem von Ostia um die Belieferung von Rom. Auch nach dem Niedergang des Römischen Reichs hatte der Hafen noch eine grosse Bedeutung, mehr noch, innerhalb weniger Jahrhunderte wurde er zum wichtigsten Hafen des Tyrrhenischen Meeres, was die Aufmerksamkeit der türkischen Piraten erregte. Die Struktur des Hafens wurde zwar kontinuierlich modernisiert und angepasst, ist aber dennoch grundsätzlich wie aus römischer Zeit geblieben. Vom Hafen von Civitavecchia aus gelangt man nach Rom, Tarquinia und ins antike Ostia.

Sepp und ich werden nach dem Lunch einen kleinen Rundgang nach Civitavecchia machen, es soll da einen schönen Markt geben. Und um vielleicht eine feine Gelati zu geniessen.

Rollin‘ home

Heute Nacht bis spätestens 01 Uhr müssen die Koffer gepackt vor der Kabine stehen, damit diese vom Personal abgeholt und zum Ausladen im Terminal in Savona bereitgestellt werden können. Bis Morgen 08:30 Uhr sind die Gäste aufgefordert, die Zimmer zu verlassen, damit ab 12 Uhr die neuen Passagiere für die anstehende Mittelmeerkreuzfahrt an Bord gehen können. Es bleiben also für die COSTA Angestellten und Crew nur mal gerade 4 Stunden, um die CL zu reinigen und zu putzen, neu zu beladen, die Kabinen herzurichten usw. – ein Wahnsinn.
Es ist ein Abschied auf Zeit für diejenigen, welche die Weltkreuzfahrt 2018 bereits gebucht haben, und das sind nicht wenige. Für mich dürfte dies das Ende meiner grossen Seefahrerei bedeuten. Es sei denn, dass meine Lena sich doch noch dazu entschliessen könnte, eine kleine oder grössere Ausfahrt mit einem Schiff dieser Grösse zu machen!? Mein Herz ist im Moment voller Wehmut, alle meine Freundinnen und Freunde von der Crew sowie die liebgewonnenen Gäste verlassen zu müssen:

Ciao Villa, Michael, Bajou, Adi, Felice, Roberto, Kathleen, Mariela, Debbie, Sarah-Jane, Kewej, Martha, Katharina, Jenelin, Vanessa I, Vanessa II, Bibisa, „Iceman“, Bombay, Vishal, Kristin, Stephan, und noch viele andere mehr.

Ciao Sepp, Bruno, Peter, Bluette, Georgette, Iris, Heidi, Margrith, Corte, Beatrix, Dieter, Rotraut, Edelgard, Rainer, Ruedi, Judith, Gisela, Yvan, Lena, Edith, Hilde, und noch viele andere mehr.

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Samstag, 22.04.17, Savona, 14ºC

Ein wirklich allerletztes Mal ein herzliches HALLO an meine Community.

Es ist kaum zu glauben, was für eine Echo mein letzter Blog ausgelöst hat: «So kannst Du doch nicht aufhören!» oder «Da fehlt doch noch was!» bis zu «Nein, Shit, so geht das doch nicht!» usw. war der einhellige Tenor aus meiner geschätzten Leserschaft. Genau 3 Wochen ist seit dem Zielhafen in Savona vergangen und ich werde deshalb versuchen, den allerletzten Tag meiner 107 Tage dauernden Reise Revue passieren zu lassen. Also, so sei es denn, lassen wir los:

Um morgen um 01 Uhr müssen alle Passagiere ihre Koffer vor der Zimmertüre deponieren, damit das Personal diese in der Nacht abholen und im Kreuzfahrtterminal – schön nach Etiketten-Farben codiert – bereitstellen können. Gesagt, getan, nach meiner ausgiebigen letzten Abschiedstour in der Bar bei Mike gehe ich zurück auf mein Zimmer, ziehe mich aus, packe die getragenen Kleider in den noch offenen Koffer und schlüpfe schnell in das Pyjama. Zimmertüre auf, Koffer raus auf den Gang und PENG, da fällt die Zimmertüre hinter mir ins Schloss …. Scheisse, keine COSTA-Karte, die liegt drinnen auf dem Nachttisch. Stehe also draussen auf dem Flur, barfuss und mit Pyjama – was tun? So nochmals zurück an die Bar oder an die Reception? Peinlich, peinlich. Doch zum Glück biegt gerade ein Security Mann um die Ecke, fragt nach um sofort einen zuständigen Door-Manager telefonisch zu rufen. Der ist dann auch gleich da, und öffnet meine Zimmertür. Danke auch – Glück gehabt.

Um 06 Uhr in der Früh muss ich beim Zahlmeister sein, damit dieser mein COSTA account schliessen kann und um mir das restliche Guthaben in bar auszuzahlen. Nach einem letzten Frühstück mit Sepp müssen wir spätestens um 08:30 Uhr die Zimmer verlassen, damit die Reinigungsequipe mit der Arbeit starten kann. Das Deembarkment für unsere Gruppe (3 Busse nach Zürich) ist für 14:15 Uhr vorgesehen, bleibt also genügend Zeit, um die Abschiedstour um einen ganzen Haufen Leute zu verlängern. Die Warterei nervt – es ist inzwischen 15:00 Uhr und kein Ausschiffen in Sicht. Anscheinend sind die Busse, welche aus Zürich kommen und neue Passagiere für die nächste Seereise bringen um 1 Stunde verspätet, wegen Stau am Gotthard und auf den italienischen Autobahnen.

Doch gegen 15:30 Uhr dürfen auch wir dann raus, so praktisch die letzten (last but not least!) welche die CL verlassen. Unten im Kreuzfahrtterminal angekommen schiesst es mir heiss durch den Kopf: Wo ist meine teure und sündenschöne Regenjacke? Ich Idiot habe sie im Zimmer vergessen. Also nichts wie der Teufel zurück auf das Schiff, vorbei an verdutzten Grenzkontrollen, spurte ich retour, rauf auf Deck 7 und in das Zimmer 7276. Und da sehe ich hinten im Gang Jenelyn meine Cabin Stewardess, von der ich mich nicht verabschieden konnte, weil ich sie nicht mehr fand. Sie ruft laut "Mr. Urs", eillt mir auf dem Gang entgegen, fällt mir weinend um den Hals und bedankt sich mit bebenden Lippen für die vielen Geldgeschenke die ich ihr während der langen Reise ab und zu zukommen liess. Eine rührende Situation, sie schluchzt, schaut mich mit nassen Augen an und drückt mir je einen dicken Kuss auf meine Wangen. Und da kommen bei mir auch die Tränen. 107 lange Tage hat sie mich versorgt und behütet wie eine Glucke, hat mir Tee und Bouillon gebracht, als ich krank im Bett gelegen habe und hat ungefragt nachgeschaut, wie es mir geht. Wenn das kein schöner Abschied ist. Und sie übergibt mir dann auch das verlorene Ding, welches sie gerade zur Rezeption bringen wollte.

Die Busse sind startbereit, die Koffer verladen, und endlich um 16:30 Uhr machen wir uns auf den langen Weg back home nach Kloten. Mein Platz im Doppelstöcker ist ganz oben, vorne an der Frontscheibe, ein Platz erster Klasse. So kann ich auch noch einige Fotos schiessen. Den Zoll in Chiasso passieren wir ungehindert und 1 Stunde später sind wir in Bellinzona beim Autorestaurant für 45 Minuten, damit die Chauffeure Pause machen können und wir die erste echte Schweizer Mahlzeit (Bratwurst/Pommes) zu uns nehmen können. Danach Fahrt weiter in die Nacht hinein und unserem Ziel entgegen. Doch am Gotthard klemmt’s wieder einmal. Warten, warten, schleichen, warten, über eine Stunde lang. Als es dann 23 Uhr ist sind wir am Südportal und von da an geht’s wieder zügig vorwärts. Um 00:45 Uhr sind wir dann endlich in Kloten Busterminal, Susi und Hansruedi stehen schon bereit und bringen mich hundemüde mit den Koffern nach Hause. Auf die zwei ist Verlass, danke nochmals.

Ja, und hier wäre dann eigentlich Schluss, wenn mir da nicht ….

.. das MdDS Syndrom in die Suppe gespuckt hätte. Der Sepp wurde das leichte Schwanken an Land nach 3 Tagen wieder los. Aber ich eben nicht, nein ganz im Gegenteil: Es wurde immer schlimmer (MdDS = Mal de Debarquement Syndrome, kann man/frau googeln). Am Freitagnacht, nach dem Aratinga Gig bei Schmidlis in Wetzikon hat mich René Vuarnoz direkt in den Notfall Spital Uster gebracht, weil ich praktisch nicht mehr stehen und laufen konnte, so stark waren die Schwindel-Anfälle. Ja und da blieb ich dann eine ganze Woche, weil die Anamnese doch einiges schwieriger war als zuerst angenommen. Nun habe ich Therapie und homöopathische Tropfen und ein Focusing gemacht, alles Dinge, die mir helfen sollen den Schwindel wieder loszuwerden. Auch beim neurologischen Zentrum des USZ habe ich eine Anmeldung hinterlegt. Der medizinische Befund sieht die durchschnittliche Heilungszeit bei etwa 3 Monaten bis 2 Jahren – ja proost, da kann ich mich ja freuen.


So, das wär’s, bin daran, mein tägliches Leben mit dem Schwindel so zu gestalten, dass mir einigermassen wohl dabei ist. Viel Schlaf und Ruhe wäre vonnöten, aber das ist so einfach nicht. Konzentrations- und Schlafstörungen machen mir sehr zu schaffen. Aber ich werde das durchziehen – wie immer. Aber trotzdem habe ich eine sehr, sehr positive Mitteilung: Die letzten Untersuchungen des PSA-Wertes nach meiner Prostata-Krebsbehandlung sind höchst erfreulich. Der Krebs ist besiegt, wie gut mir das tut!

Liebe Grüsse an Euch alle, es war mir eine grosse Freude, Euch mit Informationen und Bildern über meine Reise zu versorgen. Mir hat es ebensoviel Spass gemacht wie Euch.


Tschüss, vielleicht bis auf ein weiteres Mal.
Euer Üse