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Tag 4 - 6


Tag 4: Ostküste / Karanasem - Baturinggit

Nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel Kajane machen wir uns gegen 11 Uhr auf, um mit unserem Chauffeur einen in der näheren Umgebung gelegenen Wasserfall zu besichtigen. Wir fahren wiederum gegen eine Stunde und die Strasse steigt im dichten Dschungel ziemlich steil an. Dann stehen wir auf dem Parkplatz mit dem Kassenhäuschen, wo die Leute ihren Obolus entrichten, um den bekannten Wasserfall Kanto Lampo zu besichtigen und ev. darin zu baden. Hier hat es auch kleine Stände, an denen einheimische Frauen rufend und lachend ein Bier oder Wasser zum Verkauf anbieten. Übrigens: Das einheimische Bier, Bintang genannt, ist sehr schmackhaft und gehaltvoll und kostet umgerechnet kaum einen Franken für eine kleine Flasche. Ich mag es sehr gerne trinken.

Ich sehe mit Schrecken, dass der steile Fussweg – zum Glück eine gut ausgebaute Treppe – weit hinuntergeht bis zu einer hölzernen Plattform. Da ich mit meinem Schwindel doch einige Mühe habe, ganz langsam hinunter zu gehen, meine Freunde helfen mir dabei, wird vermutlich dann der Rückweg doch beschwerlicher sein.

Ich mache Halt auf der Plattform, setze mich auf einen der einfachen hölzernen Schemel, derweil sich meine 3 Begleiter die Badehosen überstreifen, um nach unten zu gehen und zu baden. Der Wasserfall, welcher zu meiner rechten aus der doch ziemlich schmalen Schlucht tosend hinunterstürzt, ergiesst sich im flacheren Teil in ein natürliches Becken von ca. 20 m2. Viele grössere und kleinere Steine oder Felsbrocken liegen im Wasser, auf denen die doch recht zahlreichen Badegäste sitzen und planschen. Junge Frauen in Bikinis posieren für ihre Begleiter, die vor lauter Fotografieren die Schönheit der Natur gar nicht wahrnehmen. Hier steht Beauty und Selfie vor Natur – eigentlich doch schade.

Ruedi, Dwie und David kommen nach etwa 30 Minuten wieder zurück zu mir auf die Plattform, trockenen sich ab und ziehen ihre Kleider wieder an. Alle 3 sind begeistert von so viel natürlicher Frische, das Wasser ist kalt aber doch nicht zu kalt. Dann hilft mir Dwie – sie ist wirklich eine liebenswerte junge Frau – langsam die Treppen wieder hinauf zu steigen. Mit ein paar dazwischen geschalteten Pausen kann ich meinen Atemrythmus wieder beruhigen.
Die Rückfahrt nach Seminyak dauert dann sehr lange, weil auf den Strassen ganz viele Prozessionen an Melasti, dem Tempelfest 3 Tage vor Nyepi – dem höchsten hinduistischen Fest – unterwegs sind und diese kreuzen. Doch hier, im Gegensatz zum Verkehr bei uns in Mitteleuropa, hupt kein Mensch, auch wenn man 10 Minuten bockstill stehen bleiben muss. Kein Gerangel und Vordrängen, die Balinesen sind da sehr locker und diszipliniert. So benötigen wir sicher mehr als 2 Stunden um in die Villa zurück zu kehren. Das ist aber völlig belanglos, wir gehen sowieso nachher Auswärts essen und das nicht vor 19 Uhr.


Tag 5: Seminyak

«Dolce far niente», das ist das Motto für den heutigen Tag. Nach dem unterhaltsamen Start meiner Bali-Ferien in den Tagen 3 und 4 mag ich heute nichts tun. Nur faulenzen. Oder doch nicht ganz?

Mein Reiseblog muss gepflegt werden, sodass ich meiner Community weitere Informationen senden kann. Und gegen Abend sollte ich den kleinen Koffer packen, damit Gede, der Schwager von Bayu, morgen früh nicht warten muss. Denn morgen verlasse ich mein «Basislager» bei David, um die nächsten 12 Tage auswärts zu verbringen.

Sei’s drum – nach dem Morgenkaffee, welchen David immer liebevoll zubereitet und mir ebenfalls eine Tasse davon anbietet, sitze ich also hier am grossen runden Tisch und bringe meine literarischen Ergüsse per Tastatur auf den Bildschirm. Und wenn dies geschehen ist, per Copy and Paste in ein leeres Email, das zu verschicken ich aber erst tue, nachdem ich ein letztes Mal den ganzen Text geprüft habe. Dann noch ein paar Bilder in den Mail-Container einfügen und: Schwupp – raus damit!

Der aktuelle Bali-Reiseblog hat genau 49 Adressaten, bei meiner Weltreise waren es total 99. Von der Weltreise-Liste habe ich etwa die Hälfte entsorgt, dafür sind ein paar neue dazu gestossen, gell Sonja. Ihr alle könnt euch also glücklich schätzen, dabei zu sein.

Am Abend, so gegen 19:30Uhr setzen wir uns in ein Bluebird Taxi, welches David per App auf seinem Mobile bestellt hat. Dann geht’s in schneller Fahrt durch Seminyak in ein italienisches Restaurant. Das dauert nicht viel länger als 10 Minuten. Das Restaurant «Ultimo» ist ein fantastisch schöner und grosser Laden, stilvoll eingerichtet, mit hervorragendem Personal und einer Speise- / Getränkekarte, da brauchst du viel Zeit um das alles durchzuforsten. Der Laden hier könnte problemlos in jeder Europäischen Grossstadt zu finden sein; Qualität und Ambiente stimmen ohne jegliche Abstriche. Neben einer guten Flasche Rotwein bestellt jeder, was ihm am Ehesten zusagt. Also Pizza, Pasta, Salat oder dergleichen. Die Küche ist ebenfalls zu rühmen, alles stimmt und die Schlussrechnung ist beinahe verschämt klein: Alles zusammen für uns vier kostet nicht mal 120 SFr. umgerechnet, inklusive Trinkgeld und alles.

Nachdem wir den Laden verlassen haben, laufen wir ca. 1 km um zu einer der besten Gelateria in Seminyak zu gelangen. Und das ist wahrlich nicht übertrieben: Sicher mehr als 20 Sorten werden hinter dem langen Tresen feilgeboten, man darf alle probieren. So schlabbern und schlecken wir denn alle 4 was das Zeug hält, draussen an einem Bistrotisch.

Nach der Rückkehr mit einem weiteren Taxi in die Villa sollte ich eigentlich noch den kleinen Koffer mit den Sachen bereitstellen, die ich von morgen an benötige. Ich bin aber zu müde und rede mir dann ein, diese Arbeit auch morgen in der Früh erledigen zu können. … rede ich mir ein

Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.


Tag 6: Seminyak – Lovina Beach

Es ist ziemlich genau ein Viertel nach 7 Uhr morgens, als ich plötzlich die 2 Hunde draussen vor meinem Guest Haus bellen höre. Und nur kurz Zeit später erhalte ich von Gede ein WhatsApp mit der lapidaren Bemerkung «I am outside David Villa Urs». Da springe ich aber blitzschnell aus dem Bett, wir hatten doch abgemacht, die Reise an die Nordküste von Bali nicht vor 9 Uhr zu starten. Da hat er mich aber voll erwischt! Ich renne nach draussen und heisse ihn «give me 20 minutes». Dann beginne ich ziemlich stürmisch den kleinen Koffer so zu packen, dass ich glaube alles zu haben. Das wird sich dann aber erst später heraus-stellen. Dann verlassen wir das Gelände der Villa leise, ich kann mich nicht einmal mehr von den dreien verabschieden, da alle noch schlafen.

Gede ist mit seiner Frau und der süssen kleinen Tochter gekommen, welche er dann unterwegs an einem Ort in den Hügeln auslädt. Dann fahren wir ca. 2 Std um zum Haus von Gung und ihrer Familie zu gelangen, welches irgendwo in der Provinz Tabanan liegt. Unser Wiedersehen ist so herzlich, mir kommen beinahe die Tränen. Die Nachricht, dass sie schwanger ist und etwa im September ihr erstes Kind auf die Welt bringen wird, hat mich schon 1 Woche vorher erreicht. Bayu hat mir die freudvolle Neuigkeit vom Schiff aus mitgeteilt. Wir plaudern eine ganz Weile, sie bietet uns etwas zu trinken an. Dann machen wir einige Fotos und geben uns das Versprechen, uns während meinem Aufenthalt noch einmal zu sehen, ev. bei einem Abendessen. Dann fahren wir schon wieder weiter und treffen dann in einem kleinen Dorf oben in den Hügeln auf Wibi, die Stiefschwester von Bayu, welche im Haus ihres Vaters zu tun hat. Heute ist Mittwoch der 6.3., also 1 Tag vor dem grossen hinduistischen Feiertag Nyepi, und alle haben noch alle Hände voll zu tun mit den Vorbereitungen. Nach einer weiteren Fahrzeit von ca. 45 Minuten sind wir dann beim Haus der Eltern von Bayu. Das liegt bei Busungbiu.

Wir werden herzlich empfangen und sogleich in das Haus hineingeführt. Dort gibt’s feinen süssen Tee und Bananencrackers – sehr fein übrigens. Der «kleinere» Bruder von Bayu will einiges von mir wissen um z.B. Arbeit in Europa zu bekommen. Er möchte aber nicht wie sein grosser Bruder auf einem Kreuzfahrtschiff anheuern, er möchte studieren und dann irgendwas Technisches machen. Die Leute sind so fröhlich und lachen viel, das alles wirkt so ansteckend.


In der Zwischenzeit ist der Himmel draussen immer dunkler geworden und hier in den Hügeln wird es sicher bald zu regnen beginnen. Nach einer liebevollen Verabschiedung machen wir uns auf den ca. 2-stündigen Weg zum Hotel 1000DreamBunglows an der Lovina Beach. Es ist mittlerweile halb Eins und nachdem mein Chauffeur seine Frau und das Kleinkind ausgeladen hat, fahren wir zügig in unsere gewünschte Richtung. Nun regnet es wie aus Kübeln aber trotz der klatschnassen Strasse fährt Gede sicher an unser Ziel meiner heutigen Destination. Dian, die Chefin des Hotels begrüsst mich lachend schon von weitem und heisst mich willkommen. Dann beziehe ich meinen Bungalow mit der grossen 5 über der Türe und von der Reception erhalte ich einen feinen Welcome-Drink. Alle vom Personal, die Christian und mich im vergangenen September bedient haben sind noch da und alle begrüssen mich liebevoll.

Nach dem frühen Abendessen begleite ich dann den Ehemann von Dian an die Hauptstrasse, um der Prozession zu Ehren des morgigen Nyepi Festes beizuwohnen. Was ist eigentlich Nyepi, fragen wir uns alle und hier habe ich eine kurze Erklärung dafür:

Nyepi ist der balinesische «Tag der Stille», des Fastens und der Meditation. Er ist der höchste hinduistische Feiertag in Bali und ein allgemeiner Feiertag in ganz Indonesien. Nyepi wird gefeiert am Tag nach Neumond während der Tag-Nacht-Gleiche im Frühling. Nyepi bezeichnet den ersten Tag eines neuen Jahres nach dem traditionellen Balinesischen Mondphasen-Kalender Saka und wird darum auch als «balinesisches Neujahr» bezeichnet. Aber was genau geht ab an diesem Nyepi Tag (im Englischen Silent-day genannt)?

- Keine Festivitäten, absolute Stille, Fasten, keine Vergnügungen
- Reiseverbot, die Häuser dürfen nicht verlassen werden
- Arbeitsverbot
- Feuerverbot, kein Feuer, kein Licht


Diese Regeln werden in Bali strikte eingehalten. An diesem Tag sendet kein Radio und kein Fernsehen, das Internet ist ausgeschaltet, der Flughafen ist für sämtliche Flüge ausser Betrieb, es fährt kein einziges Fahrzeug auf den Strassen (Rettungsfahrzeuge ausgenommen). Es werden keine Fussgänger auf den Strassen oder an den Stränden geduldet. Eine grosse, eindrückliche Stille liegt über der ganzen Insel. Am Abend und in der Nacht ist alles völlig dunkel, auf den Strassen patrouillieren sogenannte Pecalang, in schwarz-weiss karierten Sarongs gekleidete Religionspolizisten, welche die Einhaltung der Regeln kontrollieren. Die Einhaltung der Regeln wird auch von den Touristen erwartet. Siehe viele weitere Erklärungen auf WIKIPEDIA unter dem Suchbegriff «Nyepi».

Ich bin den ganzen Tag in meinem Zimmer geblieben, habe geschlafen oder gelesen und viel getrunken. Ein kleines Frühstück und ein winziges Abendessen habe ich noch bekommen. Ich habe am Abend einmal aus meinem Fenster «gegüxelt» um die Stimmung wahrzunehmen. Es war so unwirklich und fremd und doch irgendwie lag eine feierliche und friedliche Stimmung über dem ganzen Land und dem Meer. Es war ganz einfach Magisch.

See you.
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