Costa-Luminosa-Schiff

Woche 1

Freitag, 6.1.2017, Kloten Airport 06:30h, -8 Grad Celsius

Liebe Freunde, es ist soweit, das grosse Abenteuer startet heute. Der Wecker klingelt mich um 05:30h aus unruhigem Schlaf. Schnell einen heissen Kaffee, ein Frischbackgipfeli aus dem Ofen und ich bin hellwach. Ein kurzer Augenschein auf der Terrasse bestätigt alle Wetterprognosen: Klarer Himmel und eine Affenkälte. Susi und Hansruedi bringen mich mit dem Auto nach Kloten, dort warten wir beim Busterminal auf den/die Cars von Marti Busreisen. Es sind 3 grosse, moderne Doppelstöcker mit Anhänger für einen Riesenhaufen Gepäck, laden ca. 100 Wartende in ihren hungrigen Bauch. Ich sitze zusammen mit 11 anderen Costa Reisenden und nach einer Stunde Fahrzeit füllt sich dann am Bahnhof in Luzern das Gefährt mit 30 weiteren Personen. Anschliessend geht es in rascher, ungestörter Fahrt, über die verschneite Gotthard Nordrampe nach Bellinzona, wo die 45 Min. Rast es erlauben, den Magen anzuregen und die Beine zu vertreten. Schon zu diesem Zeitpunkt bin ich belustigt, weil 4 Innerschweizer - davon einer mit Schwyzerörgeli - bereits urchige Schweizer Folklore mit gutturalem Gesang in den Bus verlagern.
Wir haben 30 Min. Vorsprung auf die Marschtabelle, als wir in Savona ankommen. Um die Koffer brauchen wir uns nicht weiter zu kümmern, sie werden direkt auf die Zimmer verfrachtet. Der Checkin auf die COSTA LUMINOSA (im weiteren Verlauf werde ich meine Schiff nur noch als CL bezeichnen) verläuft zügig und ohne grossen Stau und Rumgeschubse. Schon beim Checkin vor und im Schiff fällt mir auf, wie viele Filippinos hier die Arbeit tun. Junge, freundliche Leute machen hier einen guten Job. Ich sehe kaum einen oder eine Italiener/In, die sind wohl zu teuer oder zu anstrengend, wer weiss.
Kurz nach 15h stehe ich bereits in meiner Kabine mit der Nr. 7276 auf Deck 7 und warte dort auf mein Gepäck. Dieses kommt zwar, aber erst viel später. Die Wartezeit bis zum Abendessen um 18h (1. Schicht) wird durch die obligatorische Sicherheitsübung um 17h unterbrochen. 7 kurze und 1 langer schriller Ton aus allen Lautsprechern mahnen uns, die Schwimmweste umzuschnallen und unverzüglich zu den bezeichneten Warteräumen vor den Rettungsbooten zu laufen. Soweit ich das beurteilen kann, läuft das gar nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass das Durchschnittsalter des Publikums auf der CL ohne viel Rechnungsarbeit sicher über 60 Jahre betragen muss. Leute aller Couleur und Sprachen sind bemüht, dem ungewohnten Treiben ein gerüttelt Mass an Heiterkeit abzugewinnen.
Zum Abendessen bin ich an Tisch 84 auf der ersten Ebene - Platz für ca. 1000 Personen - des riesigen Speisesaales eingeteilt. Merke: Sogar der Sitzplatz ist fix und erlaubt keine Umplatzierungen! Da ist das zahlreiche Personal knallhart. Dieser Umstand verhindert auch, dass ich mit den erwähnten Innerschweizern an einem Tisch sitzen kann. Dafür hat es an meinem 6er Tisch einen netten Herrn aus Uster sowie 2 Ehepaare aus Deutschland, welche uns 2 Schweizer
sogleich in Beschlag nehmen und mich (!) sofort mit Emil Steinberger vergleichen. Es wird ein ungezwungener und lustiger Abend, besonders als einer der deutschen Herren und ich herausgefunden haben, dass wir gemeinsame Wurzeln und Erfahrungen im IT-Bereich haben.
Nach einem Coretto/Grappa an der Bar - das muss jetzt einfach sein - begebe ich mich etwa um Mitternacht zur Ruhe, aber nicht ohne vorher meine beiden Koffer ausgepackt und deren Inhalt in die Kleiderkästen verstaut zu haben.
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Samstag, 7.1. Marseille 07:30h, 2 Grad Celsius

Ich erwache zwar in der Nacht auf der Fahrt nach Marseille ein paar Mal, aber das sanfte Schaukeln der CL wiegt mich gleich wieder in Morpheus Arme. Nach der Morgentoilette bin ich um 08:30h im Speisesaal beim Frühstück. Das reichhaltige Angebot nutze ich ausgiebig. Das "auf die Linie schauen" werde ich dann später nachholen ...
Auf der Pier gegenüber der CL liegt die MSC Splendida vor Anker, ein Riesending der 3500er Klasse. Dieses Schiff überragt meine Hütte sowohl in Länge und Höhe bei weitem. Ich mache mir so meine Gedanken, ob der Begriff "Size matters" auch hier angebracht ist, ich kann das nicht abschliessend beantworten.
Mit den IS (Innerschweizern) erkunde ich anschliessend die CL und dabei finde ich auch das Fitnesszentrum, welches ich doch 1-2 mal pro Woche frequentieren möchte. Ich habe die CL heute nicht verlassen, da ich einem Besuch von Marseille nichts abgewinnen kann. Ich kläre einige offene Punkte am Costa Hospitality Desk, da gibt es noch ein Problem mit meiner VISA Kreditkarte, doch bis am Abend ist auch dieses Problemchen gelöst. Ich richte auch meinen Account für den Internet-Zugang ein und werde für 3GB Datenvolumen (zeitlich unbeschränkt) um 112 € erleichtert. Wenn das kein Wucher ist!
Nach dem Abendessen an Tisch 84 ziehe ich mit dem netten Herrn aus Uster noch etwas um die Häuser. Wir erzählen uns gegenseitig unsere medizinischen Probleme, meine sind ja bekannt, er hat vor 3 Mt eine Herzklappe ersetzen müssen. Morgen besuchen wir Barcelona, ich werde dann die Ramblas ab
Plaça Catalunya Richtung Hafen zum wiederholten Mal besuchen. Ich freue mich.


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Sonntag, 8.1. Barcelona, 09:30h, 5 Grad Celsius

Um 07:15h erwache ich, nachdem ich in der Nacht ca. 8 mal aufgestanden bin um das eiskalte Bier vom Abend zuvor, welches ich spät an der Bar mit S. noch getrunken habe, wieder zu entsorgen. Merki, merke: Keine kalte und gelbe Pfütze mehr so spät! Die anschliessende Dusche erquickt mich vollends. Nach dem Frühstück im Speisesaal "Taurus" treffe ich mich mit S. aus Uster, um die 5-einhalb Km unter die Füsse zu nehmen auf dem Weg ins Stadtzentrum. Das Ziel ist die Plaça de Catalunya von deren Lage aus wir via die Ramblas wieder zurück zu unserer Hütte laufen. Das Wetter ist herrlich, etwa 10 Grad Celsius zeigt ein Thermometer auf der Frontseite des Restaurants, wo wir uns ein Glas spanischem Weissen genehmigen. Überraschend viele Touristen bevölkern Barcelonas most visited Prachtsavenue. Gegen 14h sind wir wieder zurück, die sicher über zwölf Km Fussmarsch haben mich ermüdet und so lege ich mich auf das Bett um etwas auszuruhen.
Zack, ich erwache, nachdem ich über eine Stunde geschlafen habe mit einem wohligen Gefühl von Zufriedenheit und ich bin schon sehr dankbar, dass ich die Gelegenheit habe, diese schöne Reise zu unternehmen. Denke dabei auch an meine Lieben zuhause, die ihr doch in Eis und Schnee den Sonntag verbringen müsst.
Gemäss Bordzeitung, diese erscheint täglich und ist recht informativ, steigen heute die letzten Passagiere zu. Nun ist die CL voll belegt und es befinden sich aktuell etwa 2100 Leutchen (das Personal nicht mit eingerechnet) auf dem Schiff. Den Löwenanteil machen Deutsche, Schweizer, Italiener aus. Weiter folgen die Franzosen sowie einige andere "Exoten" aus der EU. Die ganze Meschpoke hier ist also bunt gemischt, ich staune über das offensichtlich friedliche Zusammenleben der vielen "Ethnien". Ob das dann immer so bleiben wird, besonders wenn es in heisse Gefilden um den Kampf der Liegestühle an den 2 Pools geht, bleibt abzuwarten.


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Dienstag, 10.1. Casablanca, 10:00h, 12 Grad Celsius

Nach dem Einlaufen des Schiffes in den riesigen Hafen, welches ich auf meinem Balkon interessiert beobachte, werden die ersten Landausflügler - es müssen an die 200 sein - gegen 8 Uhr morgens auf die Reise zu den Bussen geschickt. Sie werden die gleiche Tour machen, wie ich am Nachmittag um 14 Uhr. Wiederum stehen dann 8 Autocars auf der Pier vor der CL um die zahlreichen Leute aufzunehmen und zur Innenstadt zu bewegen.
Der Besuch der Moschee Hassan II ist schon recht spektakulär, es ist das drittgrösste Gotteshaus im arabischen Raum, alleine das Minarett ist 210 m hoch, Von den Ausmassen her wäre dieses Gebäude eigentlich das grösste, aber die Ehrerbietung vor der heiligen Moschee in Mekka sowie der Moschee des Propheten in Medina lässt sie auf Platz drei abrutschen. Unser Reiseführer, man kann es kaum glauben, er trägt den Namen Mohammed, ist ein witziger Mann, so um die 40, gibt uns mit seinem vortrefflichen Akzent, viele weiterreichende Informationen. Ich erspare mir hier seitenlange Beschreibungen, Interessierte finden über Wikipedia (Suchbegriff: Moschee Hassan 2) ausreichend Informationen über dieses faszinierende Bauwerk.
Anschliessend besuchen wir eine arabische Apotheke, wo aberdutzende Gewürze und deren Mischungen angepriesen werden. Der "Apotheker" lässt keine Gelegenheit aus, uns die Vorzüge der vielen Ingredienzien zu beschreiben. Stichwort Arganöl: Dieses wunderbare Öl ist sowohl zur Körperpflege wie auch zum Kochen geeignet, wird in Marokko an ganz vielen Orten angebaut und ist hier im Lande etwa 10 mal billiger als in der Schweiz. Ein Hinweis an alle Köche: Zum Braten gänzlich ungeeignet! Der Besuch dieser Lokalität in einem Hinterhof einer der vielen lärmigen Nebenstrassen, verkommt gegen Schluss zur eigentlichen Kaffeefahrt. Da ich aber kein Geld in der Tasche habe, gerate ich auch nicht in Versuchung etwas zu kaufen, obwohl ich gerne etwas von dem wunderbaren Safran erstanden hätte.

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Mittwoch, 11.1. auf See (Höhe Fuerte Ventura), 15 Grad Celsius

Gestern Abend um 23 Uhr haben wir den afrikanischen Kontinent für immer verlassen. Für die nächsten 3 Tage steuern wir nun über die offene See den Kapverdischen Inseln entgegen. Die Skala des Thermometers ist seit heute merklich nach oben geklettert. Einer Lautsprecherdurchsage des Kapitänsbüros zufolge haben wir im Moment 18 Grad Lufttemperatur und das Wasser unter dem geräumigen Bauch meiner Hütte ist ebenso warm, oder kalt, je nachdem wie man's nimmt. Die Wassertiefe beträgt im Moment gute 800m. Während dem ich diese Zeilen in meinen Laptop hämmere, schaue ich schnell nach draussen durch das Zimmerfenster und bemerke über meiner rechten Schulter, dass die Wellen der ziemlich angegrauten See ganz leichte Schaumkronen bilden, aber nicht wegen der enormen Wasserverdrängung des Schiffes. Die Bewegungen der CL sind zwar noch ganz sachte, aber die Wetterprognose sieht für die kommenden Tage ein Sturmtief über Mindelo (die Hauptstadt der Kapverden) heraufziehen. Sollte ich mir nun Gedanken machen ?
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