Costa-Luminosa-Schiff

Woche 5

Freitag 3.2.17, Auf See, 12 Grad C.2

Gestern Abend um Punkt 18h, also gleich zu Beginn des Abendessens der 1. Schicht, hat meine Hütte, unter aktiver Zuhilfenahme der Querstrahlruder*) von der Pier abgedreht und verliess mit Kurs Süd den Golfo Nuevo in Richtung der Inselgruppe Feuerland. Die Hauptinsel des Archipels heisst Isla Grande de Tierra del Fuego. Der Name wurde zum ersten Mal im sechzehnten Jahrhundert durch europäische Seeleute erwähnt, die vor der Küste die Feuer der Eingeborenen sahen, die diese gegen die Kälte entzündet hatten. Das südliche Ende von Südamerika ist durch die Magellanstrasse vom Festland getrennt. Die Insel hat eine Fläche von 48‘000 km2 und ist damit die 29-grösste Insel der Welt.

Der nächste Hafen, den wir anlaufen werden, wird am Sonntag, 5.2. um 08:00 Uhr Ushuaia sein. Ushuaia ist die südlichste Stadt Argentiniens und liegt am Beagle-Kanal. Das Wort „Ushuaia“ kommt aus der Sprache der Ureinwohner Yámana und bedeutet so viel wie „Bucht, die nach Osten blickt“
Die Isla Grande de Terra de Fuego ist politisch in zwei Teile geteilt: Der westliche Bereich gehört zu Chile, der östliche Teil zu Argentinien. Die wichtigsten Städte sind Ushuaia und Rio Grande, im argentinischen Territorium, während der höchste geografische Punkt der Mount Darwin mit 2488 m sich in Chile befindet. Im nördlichen Teil der Insel befinden sich Ölfelder und das wichtige Bergbauzentrum Cerro Sombrero, im Hoheitsgebiet Chiles. Im Inneren der Insel liegt der letzte Teil, also der Ausläufer, der Anden.

Ich
sende ich euch hier ein Bild (siehe unten) vom Desktop meines iPhones 6, wenn ich die Karte wiedergebe, die die aktuelle Position der CL abbildet. Oben rechts, die Silhouette meiner Hütte und ganz am unteren Rand die Markierung unseres nächsten Zieles, Ushuaia.

Für alle Nautik Nerds hier einige zusätzliche Koordinaten der aktuellen Position:

Kompass:
184,4 Grad
Shipspeed:
17,4 knots
Windrichtung:
272,1 Grad
Windspeed: 52,7 km/h
Temperatur: 12,1 Grad C
Rel. Feuchte: 86 %


*) Eine Querstrahlsteueranlage (englisch thruster; auch Bug- oder Heckstrahlruder) sind die auf Schiffen unterhalb der Wasserlinie quer zur eigentlichen Fahrtrichtung eingebauten Antriebe, die dem besseren Manövrieren (z. B. zum Verringern des Wendekreises) dienen.
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Samstag 4.2.17, Auf See - Kap Horn Transit, 3 Grad C.2

Mit Roaring Forties (engl.; ‚Brüllende‘ oder ‚Donnernde Vierziger‘) bezeichnet man die Region der Westwinddrift zwischen 40 und 50 Grad südlicher Breite. Diese Winde aus westlicher Richtung wehen das ganze Jahr über und sorgen für unbeständiges Wetter, Regen sowie hohen Seegang und laufen häufig zur Sturmstärke auf. Im Bereich der Roaring Forties gibt es nur wenig Land – im Wesentlichen nur das Australien vorgelagerte Tasmanien, die neuseeländische Südinsel sowie Patagonien, das sich über die südlichen Teile von Chile und Argentinien erstreckt.

Soweit die spannende Situation, in welcher sich meine Hütte im Moment befindet. Also: Das Wetter ist rauh, stürmisch, kalt und feucht. Neben den 3º C Lufttemperatur sagen die Messwerte auch noch eine Wassertemperatur von 2º C an. Die CL wird ganz gehörig durchgeschüttelt und die „Behörden“ hier haben die Warnung herausgegeben, sich nicht im Freien, sprich auf den Aussendecks des Schiffs aufzuhalten. Reine Vorsichtsmassnahme, versteht sich. Stell dir vor, da wird einer von einem Brecher von Deck 3 gespült – und Tschüss! Da nützen wohl alle Rettungsringe und –boote nichts mehr.

Am frühen Nachmittag wird es möglich sein, rechts die Küste von Kap San Diego zu sehen, anschliessend werden wir in die Strasse von Maire einfahren. Dort werden wir für etwa eine Stunde zu unserer Linken die Küste der Isla de los Estados und Steuerbord die Küste der Isla Grande de Tierra del Fuego (Feuerland) bewundern können. Wir navigieren weiter bis Kap Horn, der Südspitze Südamerikas, welche gegen 20 Uhr auf unserer rechten Seite sichtbar sein wird. Das Kap befindet sich in chilenischen Hoheitsgewässern und ist bekannt als Drake-Kanal oder Drake-Passage, die Strecke ist relativ schmal (800 km), der Ozean, der Kap Horn von Südamerika trennt, wird aus antarktischen Gewässern gespiesen, dessen Wasser sind notorisch unruhig.

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Samstag 4.2.17, Kap Horn Transition, 20:10h, 6 Grad C.2

Ich denke, dass ich heute ruhig mal eine zweite Seite in meinem Tagebuch aufschlagen kann, die Gelegenheit dazu ist ohne Zweifel gegeben:

KAP HORN,

einer der vielen Höhepunkte meiner gesamten Reise. Die Hektik während der 1. Schicht Abendessen ist spürbar. Jeder will den Zeitpunkt nicht verpassen, um auf Deck 9, 10 oder 11 mit warmen Kleidern und Fotoapparat bewaffnet etwas nach Hause zu bringen, was man seinen Lieben zeigen und erzählen kann. Es ist 1/4 vor Acht, dann rennen alle los, der grosse (Fr)-esspalast ist im Nu leergefegt. Kapitän Pietro Sinisi lässt seine ganz grosse Tute ertönen und die Durchsage – in 5 Sprachen wohlverstanden – ist eindeutig:
Auf Steuerbord ist der berühmte Felsen jetzt ganz nah zu sehen. Das Schiff neigt sich sicher um 3 Grad nach Steuerbord, weil alle da an der Reeling kleben und ein Bild schiessen wollen. Von was denn eigentlich? Ein grau-schwarzer grosser Felsen, mehr ist da nicht zu sehen. Eigentlich ganz unspektakulär. Sieht ein bisschen aus wie die Lofoten in Nord-Norwegen, ein Haufen dahin geworfener, kahler Felsen und Buchten. Ohne menschliche Spuren, nur eine immense Anzahl von Vögeln, die die Wellen- und sturmumtosten Buchten mit ihren rasanten Flügen einrahmen. Es ist schweinekalt, weil der steife Wind durch alle menschlichen Poren bläst. Da hinten an der Bar, da wo im Moment keiner ist, da genehmige ich mir einen Espresso und einen Cognac. Das wärmt und gibt ein wohliges Gefühl.
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Sonntag 5.2.17, Ushuaia, 6 Grad C.

Heute Morgen, etwa 7:30 Uhr, bei strahlendem Sonnenschein, sind wir angekommen, in dieser südlichsten Stadt. Ushuaia konkurriert mit dem zu Chile gehörenden Puerto Williams auf der Insel Navarino um den Titel, die südlichste Stadt der Welt zu sein. Der Ort Puerto Williams liegt zwar südlicher, ist aber nach chilenischem Recht keine Stadt (ciudad), sondern ein Dorf (pueblo). Ushuaia liegt mit 54° 48' südlicher Breite weiter vom Südpol entfernt als etwa Moskau mit 55° 44' nördlicher Breite vom Nordpol. Hier noch ein paar Infos zum Klima:

Häufig liegt ein Tief südlich der Südspitze von Südamerika. Dieses Tief hat für Feuerland westlichen Wind zur Folge, der in den unteren Luftschichten durch die Berge jedoch stark abgelenkt und abgeschwächt wird. Das Klima ist maritim ausgeglichen und über das ganze Jahr relativ kalt und feucht. Das Wetter kann aber im Tagesverlauf sehr unbeständig sein. Im Winter liegen die Temperaturen zwischen −6 und 8 °C, im Sommer dagegen zwischen 5 und 20 °C. Die Extremwerte liegen bei 29,5 °C im Januar und −21,0 °C im Juli. Gemäss der jüngsten Volkszählung im Jahre 2010 liegt die Einwohnerzahl bei ca. 65‘000 auf einer Fläche von 23 km².

In der Nacht erreichten wir die Baiha Nassau und nachdem wir die Insel Piction passiert hatten, fuhren wir in den Beagle Kanal ein. Dort, nach etwa 2 Std Fahrt mussten „wir“ in Puerto Williams kurz Halt machen, um die Zollformalitäten zu erledigen. Davon merkten wir Passagiere allerdings nichts, weil wir in den Betten lagen und schlummerten.

Nachdem wir gestern Abend Kap Horn umrundet und dafür ein Zertifikat erhalten haben, kann ich einen weiteren weissen Fleck auf meiner persönlichen Landkarte ausradieren. Ich war jetzt schon:
- am Kap der guten Hoffnung (Südafrika)
- am Nordkap (Norwegen)
- und, neu, am Kap Horn.
Gibt es noch andere wichtige „Käper“ auf dieser Erde, welche ich besuchen müsste?


S. und ich machen uns gegen 10 Uhr zu Fuss auf den Weg, das farbige, schmucke Städtchen zu besichtigen. Der Ort scheint ein wahres Touristen-Mekka zu sein. Zu Hauf gibt es Hotels, Pensionen, BednBreakfast, Läden, Restaurants und Souvenir-Shops. Er liegt direkt am Meer, ein etwa 100 m breiter grüner Gürtel aus Wiesen, Bäumen und Sträuchern schmücken die ersten Strassen und Wege. Etwa nach 200-300 m geht es dann langsam bergauf, um weiter hinten in die hohen und spitzen Berge zu verlaufen.

Etwas, was ich hier liebend gerne machen würde (als bekennender Train-Spotter!) wäre eine Fahrt mit der Ferrocarril Austral Fueguino, eine schmalspurige Eisenbahn in Feuerland. Sie ist die südlichste Eisenbahn der Welt und wird deshalb auch als El Tren del Fin del Mundo bezeichnet. Die Verwaltung der Bahn befindet sich in Ushuaia. Mal sehen, ob diese lohnenswerte Bahnfahrt morgen ev. möglich wäre. Denn wir sind ja 2 Tage hier vor Anker.

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Montag 6.2.17, Ushuaia, 8 Grad C.

Tag 2 in Ushuaia, ich wache um halb 7 auf, schaue aus dem Fenster und: ES REGNET. Die Wolken hängen tief herunter und verdecken nass und träge die Spitzen der umliegenden Berge. Das erste Mal seit 4½ Wochen meiner Reise haben wir schlechtes Wetter, keine schlechte Quote, oder?! Der zweite Tag und, gemäss Info des sehr verehrten Herrn Kapitän Pietro Sinisi, bleiben wir sogar noch etwas länger, als vorgesehen. Hier der exakte Wortlaut seines vor kurzem verteilten Communiquées:

„Damit sie bei bestem Tageslicht die faszinierende touristische Navigation entlang der berühmten Gletscher im Nordwesten des Beagle-Kanals geniessen können, freue ich mich, ihnen die Verlegung der Abfahrtszeit vom Hafen in Ushuaia mitteilen zu können. Die CL wird den Hafen am Morgen des 7. Febr. 2017 um 06:30 Uhr verlassen (anstatt des 6.2.17 um 18:00 Uhr). Aufgrund der Verlegung der Abfahrtszeit wird unser Schiff nach etwa 4 Std. Fahrt gegen 10:30 Uhr den chilenischen Teil von Feuerland passieren, wo sie die berühmten Gletscher sehen werden. Anschliessend passieren wir den Fjord Bay Garibaldi.“

Auf der Pier direkt gegenüber meiner Hütte liegen 2 Expeditionsschiffe, beide etwa so gross wie eines der kleineren Hurtigruten-Schiffe, also ich denke, dass da schon 80-100 Passagiere da Platz finden. Diesen Schiffen sieht man den Expeditions-Charakter gut an, sind doch einige Kräne, Lastenheber und spezielle Aufbauten auf Deck zu finden, welche den explorativen Charakter belegen. Gleichzeitig sieht man auch, dass der Rumpf gegenüber anderen Schiffen dieser Grösse verstärkt wurde. Damit man Expeditionen in die Antarktis unternehmen kann oder darf, ist etwas Vorgeschichte vonnöten und bedingt einen hohen Grad an Kenntnissen von Polarreisen; siehe hier ein Auszug (Wikipedia) aus dem M/S Ushuaia Bordmanifest, ich zitiere:

„Der englische Freibeuter Sir Francis Drake wurde 1578 nach erfolgreicher Fahrt durch die Magellanstrasse von einem wilden Sturm weit nach Süden abgetrieben und war vielleicht der erste, der die nach ihm benannte Wasserstraße befuhr. Die Drakestraße markiert zudem die biologische Grenze der Antarktis im Norden, mit dem Zirkumpolarstrom, der sogenannten Antarktischen Konvergenz. Die vorgelagerte Spitze Südamerikas bringt wärmeres Wasser mit nach Süden, das auf polares Wasser in der Antarktis trifft. Dieser Treffpunkt der polaren und subpolaren Meeresströmungen wird Konvergenz genannt. Sie beeinflusst nicht nur die Ausdehnung und Richtung der Eisbergbewegungen – die allgemeine nordöstliche Richtung der Drift innerhalb der Drake Passage lässt es zu, dass Eisberge unterschiedlicher Größe innerhalb dieses Gebietes das ganze Jahr über auftreten – sondern sorgt auch für ein besonders reichhaltiges Nahrungsangebot im Südatlantik. Auf Ihrem Weg nach Süden werden Sie deshalb eine Vielfalt an Seevögeln beobachten können. Das Expeditionsteam wird Ihnen an Deck gern helfen, zwischen den verschiedenen Arten von Albatrossen und Sturmvögeln zu unterscheiden und Ihnen das faszinierende Verhalten dieser riesigen Vögel näherbringen. An Bord der M/S Ushuaia sind Sie jederzeit auf der Kommandobrücke willkommen. Die Offiziere erklären Ihnen gern die Navigationsinstrumente und weisen Sie in die Geheimnisse der modernen Seefahrt ein. Von der Brücke hat man zudem eine ausgezeichnete Sicht. Halten Sie nach Walen Ausschau! Selbstverständlich erwartet Sie zudem ein komplettes Vortragsprogramm während der Überfahrt, das Sie auf die Tierwelt, Geologie und Geschichte der Antarktis vorbereiten soll. Am zweiten Tag kommen die ersten Eisberge in Sicht. Etwas später folgen die schneebedeckten Bergspitzen der südlichen Shetlandinseln. Eine Gruppe von 20 Inseln, die im Jahre 1819 von Kapitän William Smith entdeckt wurde. Mit etwas Glück können Sie vielleicht schon am späten Nachmittag einen ersten Blick auf die Tierwelt der Antarktis werfen.“ Ende Zitat.

Leider hat sich mein Wunsch nach einer Bahnfahrt mit dem Tren del Fin del Mundo (siehe mein Tagebucheintrag von gestern) in Luft aufgelöst,. Die Schmalspurbahn startet halt nicht in Ushuaia selber, sondern erst ab dem Nationalpark und der ist 15 km von hier entfernt. Und Billette für heute sind, gemäss Auskunft unseres Bord-Reisebüros, alle schon ausverkauft. Schade, schade.

Neben den beiden Expeditionsschiffen hat ganz vorne am Pier ein 3-Mast-Segler angetäut, den ich unbedingt näher anschauen will. Der schmucke Segler fährt unter Holländischer Flagge und ist wohl direkt von Europa hierher gesegelt. Das hölzerne Boot macht einen phänomenalen Eindruck, ich schiesse ein paar Bilder, sehe aber niemanden an Bord, den ich nach weiteren Informationen fragen könnte. Für weitere Details über diesen Segler siehe www.barkeuropa.com
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Dienstag 7.2.17, Transit in den chilenischen Fjorden, 8 Grad C.

Heute bin ich ganz früh wach und warte auf Deck 9 im Frühstückssaal, bis die Kaffeemaschine gefüllt und heiss ist. So bin ich Live dabei, wenn sich die CL Punkt 06:30 Uhr vom Pier wegdreht und Fahrt aufnimmt in Richtung Punta Arenas.

Die „News von der Brücke“ von gestern Abend übermitteln uns folgende Informationen:
„Wir verlassen den Hafen von Ushuaia um nach Punta Arenas zu navigieren. Die Navigation wird durch das atemberaubende Panorama der chilenischen Fjorde begleitet. Im ersten Teil werden wir im Nordwesten des Beagle-Kanal fahren, wo gegen 10:30 Uhr die Gletscher in folgender Reihenfolge zu sehen sein werden: Niederlande, Italien, Frankreich, Deutschland, Rumänien und Spanien…“

Hier eine wichtige Anmerkung des Verfassers: Es ist absolut legal, Gletschern irgendwelche Namen zu geben, auch solche von europäischen Ländern. Aber es ist eine bodenlose Frechheit, die Schweiz in dieser Sache Außen vor zu lassen! Niederlande – ha, ha, Rumänien – ts, ts; sind den Chilenen die Gletscher ausgegangen, oder wie oder was!? Ich bin sowas von empört, jawoll !

„… Anschliessend fahren wir durch die Garibaldi-Fjorde, den O’Brien-Kanal, den Kanal Ballenero i Magdalena und schliesslich werden wir die Magellan-Strasse erreichen. Der Beagle-Kanal ist eine Strasse, welche die Insel Grande della Terra del Fuoco im Norden von den Inseln Pincton, Lennox und Nueva, Navarino, Hoste, Londonderry, Stewart und weiteren kleinen Inselchen im Süden trennt. Durch den östlichen Teil des Kanals verläuft die Grenze zwischen Chile und Argentinien, während der westliche Teil vollständig auf chilenischem Gebiet liegt. Der Beagle-Kanal hat eine Länge von ca. 240 km und eine Breite von 5 km an der schmalsten Stelle. Am westlichen Ende verbindet die Darwin-Bucht den Kanal mit dem Pazifischen Ozean.
Viele kleinere Inseln (Pinction, Lennox und Nueva) bis zum Kap Horn waren Gegenstand eines langen territorialen Streits zwischen Chile und Argentinien, als der Beagle-Konflikt bekannt. Nach dem Frieden und Freundschafts-Vertrag von 1984 gehören die Inseln heute zum chilenischen Staatsgebiet. Die Schiffe aus Drittländern können nur mit einem chilenischen Lotsen auf der Kommandobrücke auf der Strecke von Ushuaia zur Magellan-Strasse, über den Maddalena- und Cockburn-Kanal navigieren. Der Name des Kanals stammt vom Schiff HMS Beagle, welches von 1826 bis 1830 hydrografische Forschungen in der Region durchführte. Während dieser Expedition, welche unter dem Kommando des australischen Kapitäns Philip Parker King lag, machte der Kapitän der Beagle, Pringle Stokes, Selbstmord und wurde durch den Kapitän Robert Fitzroy ersetzt. Das Schiff setzte seine Forschungen auf einer zweiten Fahrt unter dem Kommando von Fitzroy fort, als Gast an Bord war Charles Darwin, ein leidenschaftlicher Naturwissenschaftler. Darwin sah die Gletscher zum ersten Mal am 29. Januar 1833, als das Schiff den Kanal erreichte und schrieb in sein Tagebuch: „Viele Gletscher im schönsten Blau, kreieren einen Kontrast mit dem Schnee

Unten ist ein Kartenausschnitt von meinem iPhone mit Start- und Zielpunkt der heutigen Reise. Der blaue Spot ist der aktuelle Standort der CL.

Die Fahrt durch den Beagle-Kanal übertrifft die kühne Beschreibung bei weitem. Einfach unvorstellbar, diese Reise zwischen hohen Bergen, Gletschern und Fjorden. Mir fehlen tatsächlich die Worte. Als Binnenländer und Schweizer bin ich mir in Sachen Bergen und Gletscher doch einiges gewohnt, aber das hier ist nicht zu toppen!! Ich denke, dass hier Vergleiche mit der norwegischen Westküste – siehe Hurtigruten-Linie: Trollfjord oder Geyrangerfjord - durchaus gestattet sind. Die vielen Passagiere, die dem Spektakel beiwohnen wollen, drängen sich nach dem Frühstück auf Steuerbord an der Reeling auf Deck 9, 10 oder 11. Es kommt zeitweise gar zu kleinen Rangeleien und Scharmützeln um die besten Plätze. Ein Bajuware, welcher sich mit einem Ungetüm von Stativ und Videokamera neben mich drängt, meint ungeniert, dass ich doch mal kurz meine Klappe halten möge, weil er das sonst alles auf seiner Tonspur habe. Ich habe ihn dann so fest angerempelt,, dass er fast über sein Stativ gestolpert wäre und hat mich einen frechen Lümmel genannt. Als ich ihn dann darauf auf echt bayrisch – ich kann das nämlich – angeraunzt habe („.. du damischer Drecklackel, du ausg’schamter“) hat er sich mit seinem Gerät beleidigt vom Acker gemacht. Eins zu Null für die kleine Schweiz.

Morgen Mittwoch werden wir zum Zmorge Punta Arenas erreichen, wo wir dann den ganzen Tag Station machen.
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Mittwoch 8.2.17, Punta Arenas, 7 Grad C.

Punta Arenas ist die Hauptstadt der Region Magellanes in der chilenischen Antarktis (auch als zwölfte Region bekannt). Sie hat etwa 130‘000 EW. Im Jahre 1848 gegründet ist sie die grösste und bedeutendste Stadt im südlichen Patagonien und ausserdem ein Bistum. Ein wesentlicher Teil der Bewohner ist kroatischer Herkunft, vor allem aus Dalmatien, kamen sie im späten 19. Jahrhundert im Zuge des Goldrausches den ganzen Weg in die Nähe von Feuerland. Vor der Eröffnung des Panamakanals im Jahre 1914 war sie der Hauptumschlagplatz für die Verbindungen zwischen dem Atlantik und dem Pazifischen Ozean. Die Stadt lebt vom Handel und dem Abbau von Bodenschätzen, vor allem Erdgas. Sie ist auch die Heimat des Nationalen Antarktis Instituts, dank dieser Tatsache ist sie häufigster Ausgangspunkt von wissenschaftlichen Expeditionen in die Antarktis. Auch die NASA hat einen ständigen Sitz in der Stadt.

Ein Besuch von Punta Arenas ist nur mittels Tender-Booten möglich, weil unsere Hütte für das Anlegen an einer befestigten Uferzeile einen zu tiefen und zu dicken Bauch hat. Also, rein in die Beiboote und in 10 Min. ist man beim Hafenterminal. Auf Grund des schlechten Wetters – es ist schweinekalt, es bläst ein ganz widerlicher Wind und es sieht nach Regen aus – haben S. und ich beschlossen, einen Landgang erst bei der nächsten Destination, Puerto Chacabuco (948 Seemeilen weiter nördlich) zu vollziehen.

Apropos Bauch der CL: Gemäss Auskunft eines Offiziers hat das Schiff einen Tiefgang von 9 m bei Vollbelegung, d.h. 2100 Passagiere und 1200 Frau/Mann Personal. Und nun das verblüffende: Wenn man nochmals 1000 Leute mehr auf das Schiff laden würde, wäre der Tiefgang nur 10 cm mehr!

Ich habe mich seit Tagen bemüht, einen Termin für eine Besuch durch verschiedene Ship-Departments (Küche, Wäscherei, ..) der CL zu bekommen. Gemäss Auskunft des Food & Beveridge Managers ist das möglich, aber nur als ganze Gruppe und nennt sich Ship Tour. Dass die Costa das natürlich nicht gratis machen ist ebenso logisch wie pekuniär. Es wurde mir nun versichert, dass eine solche Tour ab der Destination Valparaiso ins Programm genommen und im Daria di Bordo publiziert werde. Also, geht doch.

Gestern Abend war ich wieder einmal im Ausgang. Nach der 45 Min. Show (Musicals), im Grand Theater welche ganz grosse Klasse war, bin ich mit den 2 Kölnern noch auf ein Bier gewesen. Als ich dann nach 23 Uhr in meine Loge zurückkehrte und, wie immer, nochmals auf den Balkon trat um einige Atemzüge frische Luft zu schnappen, bot sich mir eine Szenerie von ausnahmsloser Schönheit, ich war wie erstarrt:
Die tiefschwarze See wurde von einem Mond geküsst, welcher zwischen Wolkenfetzen hervor lugte und das Wasser ansatzweise beleuchtete. Es war zugleich faszinierend wie gespenstisch. Das beiliegende Foto, welches ich nur geringfügig verkleinert habe, mag euch einen Eindruck der Magie davon vermitteln. Achtung: Der weisse Punkt in der Mitte rechts ist ein Leuchtturm und kein Pixelfehler.
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Donnerstag 9.2.17, Transit vor dem Amalia Gletscher, 11 Grad C.

Die Etappe zwischen Punta Arenas und Punta Chacabuco haben wir gestern während dem Abendessen um 19 Uhr angetreten. In der Nacht überquerten wir dann den sogenannten Paso Tortuoso, welcher an seiner schmalsten Stelle nur gerade 1,5 Meilen breit ist. D.h. dass der Kapitän verdammt genau zielen musste, um ohne Havarie durch diesen Engpass zu kommen. Weiter ging die Navigation durch die Magellanstrasse und durch den Paso Largo.
Wir durchfahren jetzt den Paso del Mar um gegen 09 Uhr den Pazifischen Ozean zu erreichen. Wir kehren dann wieder durch den schmalen Kanal Nelson Castro zu den chilenischen Fjorden zurück. Gegen 20 Uhr heute Abend werden wir den Amalia Gletscher erreichen. der auch als Skua Gletscher bekannt ist. Unter Wikipedia kann ich darüber folgendes nachlesen:

Der Amalia-Gletscher (spanisch: Glaciar Amalia, auch Glaciar Skua) ist ein chilenischer Gezeitengletscher im Nationalpark Bernardo O'Higgins. Er entspringt im Zentrum des südpatagonischen Eisfelds, ist 21 Kilometer lang und bedeckte 1986 eine Fläche von 157 km²; davon entfallen ca. 126 km² auf das Akkumulationsgebiet. Der Gletscher fließt in den Peel Fjord am Rande des Sarmiento-Kanals. Er umrundet teilweise den zuletzt 1908 ausgebrochenen Vulkan Reclus mit einem Kraterdurchmesser von einem Kilometer, von dessen Nordflanke er Material abträgt. 1945 betrug seine Ausdehnung noch 190 km²; bis 1986 erfolgte demnach ein Rückgang um 17,5 Prozent. Von 1945 bis 1986 zog sich der Amalia-Gletscher um 7 Kilometer zurück; neben dem Rückzug des O'Higgins-Gletschers war das der größte auf diesem Eisfeld zu verzeichnende Rückzug eines Gletschers.“

Während dem ich das schreibe, ist das Wetter draußen grau und trüb, es nieselt und man kann kaum die Hand vor der Nase sehen. Aber unbeirrbar zieht die CL ihren Kurs, der Technik sei Dank.
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